St. Gabriel,
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Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Oktober-GABRIEL 2013


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800 auf einen Schlag

Es kommt nicht häufig vor, dass gleich 800 Personen auf einmal heilig gesprochen werden. Das geschah am 12. Mai 2013 als erste Heiligsprechung durch Papst Franziskus I. Im GABRIEL-BILDHEFT Nr. 10 steht unter dem 14. August: "800 Martyrer von Otranto (†　1480). Bei der Einnahme von Otranto durch die Türken wurden alle männlichen Einwohner enthauptet; sie wurden heilig gesprochen durch Papst Klemens XIV." Diese Angabe über eine Heiligsprechung durch Klemens XIV. scheint nicht zu stimmen oder sie bezieht sich nur auf die Seligsprechung.

1480 gelang es den Truppen des osmanischen Herrschers Muhmet II., der bereits Konstantinopel, Griechenland u.a. Länder erobert hatte, mit 18000 Soldaten unter Führung des Großwesirs Ahmed Gedik Pascha bis Otranto vorzudringen und das süditalienische Städtchen einzunehmen. Die Bewohner von Otranto weigerten sich, ihrem christlichen Glauben abzuschwören und den Islam anzunehmen. Die Türken drangen in die Kathedrale ein, wo Erzbischof Stephanus gerade die hl. Kommunion austeilte. Er soll durch einen Äthiopier enthauptet worden sein. 800 Männer der Stadt wurden auf einem Hügel zusammengetrieben, um enthauptet zu werden. Erster war ihr Anführer, der Schneider bzw. Tuchmacher Antonito Primaldo. Sein Kopf wurde auf einen Stein gelegt und abgeschlagen. Der Kopf rollte zu Boden, der übrige Körper aber blieb aufrecht stehen, bis das Massaker der 800 abgeschlossen war. Der Henker soll daraufhin sein Schwert weggeworfen und sich zum Christentum bekannt haben. Erst nach 13 Monaten gelang die Rückeroberung. Die Leichname waren auf dem Feld liegen gelassen worden und nach 13 Monaten noch nicht verwest. Ihre Schädel wurden in die Kathedrale gebracht und werden dort bis heute verehrt.

Die Heiligsprechung war noch von Benedikt XVI. am 11.Februar 2013 angekündigt worden bei einem Konsistorium, bei dem er auch seinen Rücktritt bekannt gab. Aus der Predigt von Franziskus I. am 12.5.2013: "Heute stellt uns die Kirche eine Schar von Märtyrern vor Augen, die 1480 gerufen waren, gemeinsam das höchste Zeugnis für das Evangelium abzulegen. Etwa 800 Menschen, die die Belagerung und Eroberung Otrantos überlebt hatten, wurden in der Nähe dieser Stadt enthauptet. Sie weigerten sich, ihren Glauben zu verleugnen, und starben mit dem Bekenntnis des auferstandenen Christus auf den Lippen. Wo fanden sie die Kraft, um treu zu bleiben? Gerade im Glauben, der über die Grenzen unseres menschlichen Blicks hinausführt, der über die Grenzen des irdischen Lebens hinaus den "offenen Himmel" und den lebendigen Christus zur Rechten des Vaters sehen kann, wie der hl. Stefanus sagt. Während wir die Märtyrer von Otranto verehren, bitten wir Gott für die vielen Christen, die gerade in unserer Zeit und in vielen Teilen der Welt noch Gewalt erleiden, ihnen den Mut zur Treue zu verleihen und sie auf das Böse mit dem Guten antworten zu lassen."

Otranto ist eine kleine Erzbischofsstadt mit ca. 5000 Einwohnern in Süditalien an der Adria, auf der Halbinsel Salente gelegen. Die Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert hat eine schöne Fensterrosette und eine Krypta mit einem außerordentlichen "Wald" von Säulen verschiedener Stile. Leider gibt es dazu keine Briefmarke. Wir können nur auf den Sonderstempel von Otranto vom 14.8.1980 hinweisen. Vermutlich gibt es zur jetzigen Heiligsprechung noch Belege, die uns aber noch nicht vorliegen.

Hans G. Schönen

Stand: 01.12.2013       © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.