St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Oktober-GABRIEL 2012


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Montecassino  - Mutterkloster des Benediktinerordens

In der Reihe italienischer Tourismus-Marken erschien am 19. Juli eine Ausgabe mit der Abtei Montecassino. Touristen erreichen sie mit dem Auto von Rom aus am einfachsten über die Staatsstraße Casilina. Wir haben uns das Kloster „auf dem Berg bei Cassino“ (frei übersetzt) eigentlich nicht als Touristenziel, auch nicht als vielbesuchten Wallfahrtsort vorgestellt. Was also erwartet uns auf Montecassino? Joseph Kardinal Ratzinger (damals war er noch nicht Papst), verrät es uns in seinem Vorwort, im Buch „Gott und die Welt“ (erschienen im Jahr 2000). Dieses Gespräch mit Peter Seewald fand in Montecassino statt. Der Kardinal erwähnt darin „Die Stille des Klosters, die Freundlichkeit der Mönche und des Abtes, die Atmosphäre des Gebetes und die ehrfürchtige Feier der Liturgie.“ Er vergisst nicht, auf die benediktinische Gastfreundschaft hinzuweisen, die beide Gesprächspartner dort erfahren haben. Der hl. Benedikt hatte diese schon in seiner Klosterregel den Mönchen aufgetragen, die er hier, in dem um das Jahr 529 errichteten Kloster, verfasst hat. Diese Regel ist bis heute in allen Klöstern der Benediktiner und ihrer Reformzweige verbindlich geblieben.

Die kulturelle Entwicklung der europäischen Völker seit dem Ausgang des 10. bis ins 13. Jh. wurde ausschließlich durch die Mönche vieler Klöster eingeleitet. Von der Spitze des Berges bei Cassino hat man wegen seiner exponierten Lage einen hervorragenden Aus- und Einblick in die weite Umgebung. Die Römer nutzten dies und errichteten auf der Bergspitze einen kleinen Aussichtsturm, die Torretta. Sie diente Benedikt und seinen Gefährten als behelfsmäßiges Kloster. Drum herum und recht eng beieinander standen dann die Klosterbauten. Langobarden zerstörten sie um 580/590. Die Mönche flohen nach Rom. Im Jahr 883 überfielen Araber das Kloster. Der Konvent flüchtete nach Capua und kehrte erst siebzig Jahre später zurück. Unter Abt Desiderius, seit 1087 Papst Victor III., und seinem Nachfolger erlebte das Kloster eine Blütezeit. Es hatte sehr großen Grundbesitz im Umland, wo es 72 Pfarreien betreute.

Erdbeben verschonten auch Montecassino nicht. Im Jahr 1349 wurde das Kloster zerstört. Dank der Bemühungen von Papst Urban V. konnte es wieder aufgebaut werden. Seine höchste Blüte erlebte Montecassino im 17. Jh. Damals entstanden die barocken Bauten. In Erinnerung geblieben ist die intensive Bombardierung am 15. Februar 1944, die das Kloster völlig zerstörte. Die Alliierten hatten geglaubt, was nicht zutraf, daß deutsche Soldaten vom Kloster aus ihre Truppenbewegungen beobachteten. Erhalten blieben nur Reste der Krypta, unter deren Hauptaltar die Gebeine des hl. Benedikt und seiner Schwester, der hl. Scholastica, ruhen. Zum Glück hatten die Mönche zuvor die wichtigsten Klosterschätze, wie ihre große Bibliothek mit vielen kostbaren Bänden und auch das Archiv mit Tausenden von wertvollen Handschriften und Urkunden, nach Rom ausgelagert. Nach Kriegsende kehrten die Mönche sofort zurück. Das Kloster wurde dank der großzügigen Hilfe des italienischen Staates genauso aufgebaut, wie es vorher war.

Marken- und Stempelbild, schematisiert, lassen nicht die exponierte Lage der Abtei erkennen, sehr wohl aber, wie eng die große Anzahl der Klosterbauten und die Kirche beisammen stehen. Etwa in der Mitte angedeutet, liegt der vom Kreuzgang umgebene Innenhof. Dahinter steht gut erkennbar die Kirche mit ihrem Querschiff , und dem (im Markenbild) grün markierten Kuppelturm. Rechts davon am Außenrand des Klosterareals, steht ein quadratischer Turm, ein Nachbau der römischen Torretta.
Walter Stephan

Stand: 15.11.2012       © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.