St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Mai-GABRIEL 2012


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Stift Lilienfeld in Niederösterreich

Vom 8. bis 10. Juni feiert die österreichische Gilde ihr Jahrestreffen in Lilienfeld, anlässlich der Ausgabe einer neuen Sondermarke, die einer Handschrift aus der Stiftsbibliothek gewidmet ist, s. unser Titelbild.

Das Zisterzienserkloster Lilienfeld wurde 1202 durch Leopold VI., Herzog von Österreich und der Steiermark als Tochterkloster von Heiligenkreuz gegründet. Damit steht es in der Filiation der Abtei Morimond. 1217 versammelte Herzog Leopold VI. viele Adlige seines Gebiets in Lilienfeld, um von hier zum fünften Kreuzzug aufzubrechen. Zurückgekehrt schenkte er dem Kloster eine Kreuzreliquie, die er in Byzanz erhalten hatte. Leopold wurde nach seinem Tod auch in der Stiftskirche beigesetzt. Die Begräbnisfeierlichkeiten am 30. November 1230 waren mit der Kirch- und Klosterweihe in Lilienfeld verbunden.

Im 14. Jh. erlangte das Skriptorium des Stifts besondere Bedeutung durch Abt Ulrich von Lilienfeld und den Mönch Christannus. Die Mönche des Stifts wirkten im Mittelalter in der Armen- und Krankenfürsorge und in der Gästebeherbergung. Cimburgis von Masowien, die Mutter Kaiser Friedrichs III., verstarb auf einer Wallfahrt nach Mariazell in Türnitz und wurde in der Stiftskirche von Lilienfeld bestattet.

Nach einer geistlichen Krise im 16. Jh. wurde die Abtei im 17. Jh. zu einem regionalen Zentrum der Gegenreformation. Von 1641 bis 1716 wurde der mittelalterliche Klosterkomplex durch frühbarocke Anbauten des Gasttrakts, des Westtrakts mit den Kaiserzimmern, der Prälatur und der Bibliothek ergänzt. Währen der Türkenbelagerung Wiens 1683 leistete das Stift zusammen mit der Bevölkerung der Umgebung erfolgreich Widerstand gegen die Plünderungen der umherziehenden Türken und Tataren.

In der ersten Hälfte des 18. Jh. wurden der Kirchturm, die Bibliothek und die Inneneinrichtung der Kirche im Barockstil errichtet. In der Zeit der Aufklärung übernahm das Stift Lilienfeld zahlreiche Aufgaben in der Seelsorge neuer Pfarreien. 1789 ließ Kaiser Joseph II. das Stift aufheben; sein Nachfolger Leopold II. stellte es jedoch – auch auf Bitten der Lilienfelder Bevölkerung – wieder her. Trotz der Kürze der Zeit gingen in diesem Jahr viele Kunstschätze und Schriften des Stifts verloren. 1810 verheerte ein großer Brand fast das ganze Stift, das in der Folge unter Abt Johann Ladislaus Pyrker mühsam wieder aufgebaut wurde. Dieser Abt wurde später Patriarch von Venedig und schließlich Erzbischof von Eger in Ungarn. Nach seinem Tod aber ließ er sich in Lilienfeld bestatten.

Im 20. Jh. litt das Stift unter der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre, an starken Beschränkungen während der NS-Zeit und an Zerstörungen kurz vor Kriegende 1945. 1976 verlieh Papst Paul VI. der Stiftskirche Lilienfeld den Titel einer Basilika minor.

Heute betrachten es die Zisterzienser des Stifts Lilienfeld als ihre Hauptaufgabe, die Liturgie zu feiern. Dem Stift sind 19 Pfarreien inkorporiert, in denen die Patres als Seelsorger wirken. Andere Patres sind an einer theologischen Fakultät tätig, einige sind Religionslehrer. Das Stift Lilienfeld ist eine wichtige Station der Pilger auf dem Weg nach Mariazell. Neben den genannten Aufgaben wirken Patres auch in der Verwaltung des Klosterguts. Die Einnahmen von Forst, Jagd, Fischerei und Gästebetreuung werden für die Löhne der Mitarbeiter und die Erhaltung der historischen Gebäude des Stifts (Stiftskomplex, Pfarrkirchen und Pfarrhöfe der inkorporierten Pfarreien) verwendet.

Das Stift ist ein spirituelles und kulturelles Zentrum der Region. Es gilt als eines der schönsten Denkmäler mittelalterlicher Baukunst in Österreich und ist die größte erhaltene zisterziensische Klosteranlage in Mitteleuropa.

Die Stiftskirche ist mit über 82 m Länge eines der größten Gotteshäuser Österreichs. Das dreischiffige Langhaus ist im Westteil  basilikal ausgeführt, während der Ostteil mit dem Mittelschiff und den Seitenschiffen eine Hallenkonstruktion aufweist. Dieser Chor mit dem Querhaus war wohl gegen 1230 vollendet, der Westteil wurde 1263 abgeschlossen. Das Presbyterium besteht aus einem Chorquadrat mit geradem Abschluss und einem 5/10-Polygon. Diese mittelalterliche Architektur wurde im 18. Jh. vollkommen barockisiert. Davon zeugt vor allem der gewaltige Hochaltar mit seinen schwarzen Marmorsäulen und in seiner Mitte eine großartige Himmelfahrt Mariens von Daniel Gran (1746). 1703 wurde auch der Westturm ausgebaut.

Der romanisch-gotische Kreuzgang des Stifts, der größte Zisterzienserkreuzgang Österreichs wurde um die Mitte des 13. Jh. in wenigen Jahrzehnten von burgundischen Meistern, die auch den Langhausbau zu Ende führten, geschaffen. In den Fenstern des Nordgangs befinden sich herrliche Glasmalereien aus der ersten Hälfte des 14. Jh. Die Abbildung der neuen Sonderbriefmarke, „Krönung Mariae“, zeigt eines dieser Buntglasfenster.

Der um 1700 geschaffene äußerst stimmungsvolle Hauptsaal der Bibliothek ist das Werk von Laienbrüdern. Die Stukkaturen und Deckengemälde zeigen bedeutende Heilige und Gelehrte des Zisterzienserordens. Die Bibliothek umfasst mehr als 200 Handschriften; weithin bekannt sind die „Concordantiae caritatis“ (um 1355) des Abtes Ulrich. Die 263 Pergamentblätter mit je einer Seite Text und einem gegenüberliegenden Bild gehören zu den kostbarsten österreichischen Handschriften vom Typ der „Armenbibeln“.

GJT, nach Wikipedia u. a. Quellen.

Stand: 01.05.2012       © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.