St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem März-GABRIEL 2012


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Trauerbewältigung - Eine tröstliche Briefmarke

Mit dieser doppelten Überschrift ist kurz und doch eindringlich die Briefmarke der Deutschen Post vom 13. Oktober 201I vorgestellt, die Trauermarke genannt wird. Sie zeigt als Motiv drei weiße Callablumen, daneben die Wertangabe und darunter einen schwarzen Rand mit der Zähnung.

Die Calla-Blume ist ein traditionelles Symbol für Teilnahme an der Trauer von Mitmenschen und dient vielfach als Dekoration von Kränzen und Trauergestecken. Sie ist aber auch ein Zeichen für edle Schönheit bei Menschen, in der Natur und deren Bewunderung als Gottes Schöpfung. So gehört die Trauermarke der Deutschen Post durchaus auch in das Sammelgebiet von Briefmarken mit religiösen Motiven. Trauer ist Ausdruck von seelischem Schmerz, dessen Überwindung vor allem auch durch religiöse Verrichtungen gelindert wird. Alle Religionen kennen Handlungen und Zeremonien, die der Bewältigung von Trauer dienen. Das Wort "Trauerfeier" ist geläufig, und zum bedrückenden Nachteil kann es werden, wenn Menschen zum Trauern nicht fähig sind. Im christlichen Bereich gibt es viele Beispiele in Gebeten und Liedern für eine tröstliche Trauerbewältigung. "Traurigkeit und "Herzeleid" werden in alten Texten zusammenhängend genannt - z. B. im Lied 188, "O Traurigkeit, o Herzeleid".

Trauergottesdienste gehen den Beerdigungen voraus oder folgen ihnen. In der Besinnung auf Leiden und Tod Jesu werden in der Karwoche "Trauermetten“ gehalten. In manchen Religionen - auch Weltreligionen - geraten die oftmals pompösen jährlichen Trauerfeiern für lange schon verstorbene Gründer, Stifter, Heilige und Märtyrer zu Massenveranstaltungen mit leider auch gewalttätigen Ausschreitungen und fanatischen Demonstrationen gegen andere religiöse Gemeinschaften. Solche und ähnliche Entartungen sprechen aber nicht gegen eine angemessene Trauerkultur in der Welt. Kritikwürdige Erscheinungen gibt es auf diesem Gebiet auch in anderen Zusammenhängen. So hörte und las man in der Zeit des Zweiten Weltkriegs bei uns oft von "stolzer Trauer“, wenn ein Familienmitglied als Soldat an der Front gefallen war: "Für Führer, Volk und Vaterland".

Die Herausgabe einer Trauermarke der Deutschen Post kommt auch der Tatsache entgegen, dass sich immer mehr Vereinigungen bilden in denen gemeinsame Trauerbewältigung - "Trauerarbeit" - geleistet wird, besonders auch mit kirchlich-religiöser Begleitung. Deshalb sollte die Trauermarke möglichst lange in allen Poststellen zu haben sein, vielleicht sogar gedruckt auf einem entsprechenden Umschlag mit Karte als so genannter "Plusbrief". Vorgesehen ist wohl eine weitere Trauermarke zum 1. März 2012.

Sicherlich ist die neue Trauermarke, wie es auch offiziell von der Deutschen Post, Niederlassung Philatelie, Weiden in der Oberpfalz, heißt, "erstmals" als solche vom Bundesministerium der Finanzen im Jahr 2011 herausgegeben worden, "damit der Absender eines Trauerbriefs seine Anteilnahme auch durch die Wahl der Briefmarke zum Ausdruck bringen kann". Dabei ist aber daran zu erinnern, dass nach dem Tod von Reichspräsident Paul von Hindenburg und Benckendorff am 2. August 1934 Briefmarken des Deutschen Reiches mit seinem Porträt herausgegeben wurden, deren Zähnung als Trauerrand schwarz gedruckt war (Mi 548-553). Die schwarze Farbe ist ja ein Zeichen der Trauer, was auch durch den schwarzen Strich oder Balken am unteren Rand der Trauermarke ausgedrückt wird. Symbolisch kann man auch an ein Grab denken, aus dem die Blumen als Zeichen des Trostes in der Trauer wachsen. Kulturgeschichtlich wird aber, nicht nur im Zusammenhang mit Trauer, das feierliche Schwarz abgeleitet von der ganz dunklen roten Purpurfarbe, die an den Gewändern im Römischen Reich nur den allerhöchsten Personen zustand.

Biblisch wird darauf Bezug genommen im Bericht über die Verurteilung und Verspottung Jesu, so bei Matthäus 27,27 ff., auch bei Markus und Johannes (15,16 ff. bzw. 19,2, 3 und 5). Hier heißt es, dass die Soldaten des Pilatus den zur Kreuzigung verurteilten Jesus auszogen, ihm einen Purpurmantel, ein Purpurgewand, umlegten, eine Dornenkrone aufsetzten und ihm einen Rohrstock in die rechte Hand gaben. Dann beugten sie die Knie vor ihm und sprachen: "Heil dir, König der Juden!" (Johannes). Pilatus selbst stellte ihn so vor: "Seht da ist der Mensch" – "Ecce homo!" Mit diesem erschütternden Geschehen, sogar noch durch Anspucken des Wehrlosen, wird geschildert, dass der Purpurmantel, wohl aus der Lumpenkiste der römischen Kaserne, ein königliches Gewand war. Hier allerdings in der perversen Form zur entwürdigenden Verspottung eines Menschen benutzt! Das Bild des "Schmerzensmanns" ist in der Kunst, vor allem aber in der Verehrung des leidenden Heilands bekannt. Auch in den Gebeten und Liedern zur Passionszeit kommt dies eindringlich und ehrfürchtig zum Ausdruck, besonders im Lied von Paul Gerhardt "O Haupt voll Blut und Wunden …" von 1656. Aber wenn gerade dieses Lied auch nachhaltig christliche Trauer verdeutlicht, so klingt in ihm doch ebenfalls der starke Glaube an die Erlösung von irdischer Traurigkeit und menschlichem Leid an. Und genau hier mag die schöne Trauermarke der Deutschen Post zur Überwindung und Bewältigung von Trauer beitragen. Damit wird sie dann sogar zum Motiv für den österlichen Glauben an die Auferstehung der Toten zu einem ewigen Leben bei Gott, in dem es keine Traurigkeiten mehr gibt.

Das meint dann ausdrücklich auch der Apostel Paulus, wen er in seinem ersten Brief an die Christen der Stadt Thessalonich, dem heutigen Saloniki in Griechenland schreibt: "Brüder, wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Wenn Jesus – und das ist unser Glaube – gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen … Tröstet also einander mit diesen Worten" (1 Thess 4, 13 f. und 18).

Msgr. Paul Neumann

Stand: 10.03.2012       © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.