St. Gabriel,
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Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Februar-GABRIEL 2012

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Höhlenklöster in Georgien

In Georgien erschien am 15.10.2010 ein Block im Offsetdruck mit zwei Briefmarken, der dem Kloster David Garedscha gewidmet ist.

Georgien ist, wie die gesamte Kaukasusregion, in den letzten Jahren durch militärische Aktionen und Terroranschläge in die Schlagzeilen geraten. Dabei hat das Land eine hochinteressante kulturelle Vergangenheit, denn schon in der Antike spielte es eine  bedeutende Rolle. Bereits im Jahre 327 wurde das Christentum in dem Teilstaat Iberien Staatsreligion. Damit ist Georgien neben dem Nachbarland Armenien das älteste christliche Land der Welt. Bis heute berichten zahlreiche Kirchen und Klöster, die leider oft in einem bedauerlichen Zustand sind, von der glanzvollen Vergangenheit. Bis heute gehören über 80 % der Bevölkerung der autokephalen, das heißt der selbständigen Georgischen Orthodoxen Apostelkirche an.

Zu den sakralen Bauten gehören auch zahlreiche Klöster. Das Kloster David Garedscha liegt etwa 60 Kilometer von Tblissi entfernt am Oberlauf der Kura, des längsten Flusses Georgiens. Es wurde im 6. Jh. vom heiligen David, einem der „13 syrischen Väter“ gegründet und gehört zu den in Georgien verbreiteten Höhlenklöstern. Das Kloster David Garedscha wurde bis zum Ende des 18. Jh. bewohnt und ständig erweitert. Dadurch sind an einem terrassenförmigen Hang mehrere hundert Klosterzellen, Refektorien, Kirchen, Kapellen und Wirtschaftsgebäude entstanden, die in den Felsen gehauen wurden. Auch Halbhöhlen und frei stehende Bauwerke zählen zum Klosterkomplex, der mit einer Ausdehnung von mehreren Dutzenden Kilometern zu den größten Höhlenklosterkomplexen der Welt gehört. Das nach dem Gründer benannte Davids-, das Dodokloster und das Kloster Johannes des Täufers stammen noch aus der Gründungszeit. Vom 10. bis 13. Jh., dem „Goldenen Zeitalter“ der georgischen Kunst, kamen die Klöster Udabno, Tschitschchituri und Bertubani hinzu. Die einzelnen Klosterbezirke waren, obwohl sie dicht zusammen lagen, doch relativ selbständig. Zu dieser Zeit hatte man sich von Byzanz gelöst und eine eigene Kunst und Literatur entwickelt. Schon früh hatte Georgien sein eigenes Schriftsystem.

Besonders wertvoll sind die zahlreichen Fresken in den Höhlenräumen. Neben den kirchlichen Darstellungen findet man auch weltliche. Im Dodo-Kloster gibt es Wandmalereien aus dem 8./9. Jh. In der Apsis wurde Christus in der Mandorla repräsentativ dargestellt, umgeben von den Symbolen für Sonne und Mond. Ein Bildzyklus mit der Darstellung des Lebens des heiligen David und Teilen des Jüngsten Gerichtes aus dem 10. und 11. Jh. hat sich im Kloster Udabno erhalten. Die Königin Tamara findet man auf einem monumentalen Fresko an der Nordwand der Höhlenkirche des Bertubani-Klosters. Gemeinsam mit ihrem Sohn betet sie die Gottesmutter an. Das Fresko ist um 1207 entstanden, gleichzeitig mit der von Blüten und Engeln umgebenen Gottesmutter in der Apsis der Höhlenkirche. Auch in den Refektorien der Klöster blieben umfangreiche Wandmalereien erhalten, sodass man von einer eigenen Malschule sprechen kann.

Das Kloster David Garedscha besitzt neben den Höhlenräumen mit beeindruckenden Fresken auch gemauerte Bauten. In Wardsia hat sich ein weiteres Höhlenkloster aus dem 12. Jh. erhalten. Der Höhlenkomplex wurde von  König Georg III. gegründet und unter seiner Tochter Tamara vollendet. Man datiert die Hauptkirche und die Fresken in die Jahre 1184 bis 1186. Im Ostteil blieben 242 Räume relativ gut erhalten. Darunter auch ein Saal in den Maßen 5,6 mal 18 Metern. Ein Raum wird bis heute als das "Zimmer Tamaras" bezeichnet. Refektorien, Wirtschaftsräume und zahlreiche Kapellen ergänzen das Bauensemble. Da sich neben der Kirche eine Quelle befindet, war die Wasserversorgung des Klosters gesichert.

1552 eroberte der persische Schah Tamasn das Kloster und raubte es aus. In der Zeit der Türkenherrschaft wurde es verlassen und verfiel. Seit dem 19. Jh. lebt es wieder auf. Inzwischen wurden mehrere der mittelalterlichen Kirchen und Klöster Georgiens zu Weltkulturerbestätten der UNESCO ernannt. Vielleicht kommen auch bald die Klöster David Garedscha und Wardsia hinzu, verdient hätten sie diese Ehrung.

Literaturauswahl:
Amiranaschwili, Kunstschätze Georgiens, Prag 1971
Beridse, Neubauer, Beyer, Die Baukunst des Mittelalters in Georgien, Berlin 1980
Mepisaschwili, Zinzadse, Die Kunst des alten Georgiens, Leipzig 1977
Neubauer, Altgeorgische Baukunst, Leipzig 1976
Nickel, Kirchen, Burgen, Miniaturen – Armenien und Georgien während des Mittelalters, Berlin 1974

Dietrich Ecklebe  AIJP

Stand: 04.02.2012       © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.