Höhlenklöster in Georgien
In Georgien erschien am 15.10.2010 ein
Block im Offsetdruck mit zwei Briefmarken,
der dem Kloster David Garedscha gewidmet
ist.
Georgien ist, wie die gesamte
Kaukasusregion, in den letzten Jahren
durch militärische Aktionen und
Terroranschläge in die Schlagzeilen
geraten. Dabei hat das Land eine
hochinteressante kulturelle Vergangenheit,
denn schon in der Antike spielte es eine
bedeutende Rolle. Bereits im Jahre 327
wurde das Christentum in dem Teilstaat
Iberien Staatsreligion. Damit ist Georgien
neben dem Nachbarland Armenien das älteste
christliche Land der Welt. Bis heute
berichten zahlreiche Kirchen und Klöster,
die leider oft in einem bedauerlichen
Zustand sind, von der glanzvollen
Vergangenheit. Bis heute gehören über 80 %
der Bevölkerung der autokephalen, das
heißt der selbständigen Georgischen
Orthodoxen Apostelkirche an.
Zu den sakralen Bauten gehören auch
zahlreiche Klöster. Das Kloster David
Garedscha liegt etwa 60 Kilometer von
Tblissi
entfernt
am Oberlauf der Kura, des längsten Flusses
Georgiens. Es wurde im 6. Jh. vom heiligen
David, einem der „13 syrischen Väter“
gegründet und gehört zu den in Georgien
verbreiteten Höhlenklöstern. Das Kloster
David Garedscha wurde bis zum Ende des 18.
Jh. bewohnt und ständig erweitert. Dadurch
sind an einem terrassenförmigen Hang
mehrere hundert Klosterzellen,
Refektorien, Kirchen, Kapellen und
Wirtschaftsgebäude entstanden, die in den
Felsen gehauen wurden. Auch Halbhöhlen und
frei stehende Bauwerke zählen zum
Klosterkomplex, der mit einer Ausdehnung
von mehreren Dutzenden Kilometern zu den
größten Höhlenklosterkomplexen der Welt
gehört. Das nach dem Gründer benannte
Davids-, das Dodokloster und das Kloster
Johannes des Täufers stammen noch aus der
Gründungszeit. Vom 10. bis 13. Jh., dem
„Goldenen Zeitalter“ der georgischen
Kunst, kamen die Klöster Udabno,
Tschitschchituri und Bertubani hinzu. Die
einzelnen Klosterbezirke waren, obwohl sie
dicht zusammen lagen, doch relativ
selbständig. Zu dieser Zeit hatte man sich
von Byzanz gelöst und eine eigene Kunst
und Literatur entwickelt. Schon früh hatte
Georgien sein eigenes Schriftsystem.
Besonders
wertvoll sind die zahlreichen Fresken in
den Höhlenräumen. Neben den kirchlichen
Darstellungen findet man auch weltliche.
Im Dodo-Kloster gibt es Wandmalereien aus
dem 8./9. Jh. In der Apsis wurde Christus
in der Mandorla repräsentativ dargestellt,
umgeben von den Symbolen für Sonne und
Mond. Ein Bildzyklus mit der Darstellung
des Lebens des heiligen David und Teilen
des Jüngsten Gerichtes aus dem 10. und 11.
Jh. hat sich im Kloster Udabno erhalten.
Die Königin Tamara findet man auf einem
monumentalen Fresko an der Nordwand der
Höhlenkirche des Bertubani-Klosters.
Gemeinsam mit ihrem Sohn betet sie die
Gottesmutter an. Das Fresko ist um 1207
entstanden, gleichzeitig mit der von
Blüten und Engeln umgebenen Gottesmutter
in der Apsis der Höhlenkirche. Auch in den
Refektorien der Klöster blieben
umfangreiche Wandmalereien erhalten,
sodass man von einer eigenen Malschule
sprechen kann.
Das
Kloster David Garedscha besitzt neben
den Höhlenräumen mit beeindruckenden
Fresken auch gemauerte Bauten.
In
Wardsia hat sich ein weiteres
Höhlenkloster aus dem 12. Jh. erhalten.
Der Höhlenkomplex wurde von König Georg
III. gegründet und unter seiner Tochter
Tamara vollendet. Man datiert die
Hauptkirche und die Fresken in die Jahre
1184 bis 1186. Im Ostteil blieben 242
Räume relativ gut erhalten. Darunter auch
ein Saal in den Maßen 5,6 mal 18 Metern.
Ein Raum wird bis heute als das "Zimmer
Tamaras" bezeichnet. Refektorien,
Wirtschaftsräume und zahlreiche Kapellen
ergänzen das Bauensemble. Da sich neben
der Kirche eine Quelle befindet, war die
Wasserversorgung des Klosters gesichert.
1552 eroberte der persische Schah Tamasn
das Kloster und raubte es aus. In der Zeit
der Türkenherrschaft wurde es verlassen
und verfiel. Seit dem 19. Jh. lebt es
wieder auf. Inzwischen wurden mehrere der
mittelalterlichen Kirchen und Klöster
Georgiens zu Weltkulturerbestätten der
UNESCO ernannt. Vielleicht kommen auch
bald die Klöster David Garedscha und
Wardsia hinzu, verdient hätten sie diese
Ehrung.
Literaturauswahl:
Amiranaschwili, Kunstschätze
Georgiens, Prag 1971
Beridse, Neubauer, Beyer, Die Baukunst des
Mittelalters in Georgien, Berlin 1980
Mepisaschwili, Zinzadse, Die Kunst des
alten Georgiens, Leipzig 1977
Neubauer, Altgeorgische Baukunst, Leipzig
1976
Nickel, Kirchen, Burgen, Miniaturen –
Armenien und Georgien während des
Mittelalters, Berlin 1974
Dietrich Ecklebe AIJP |