St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie |
Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.
|
St. Gabriel,
eine starke
Sammlergemeinschaft |
Heiligtum
am Steilhang
Es ist zu
erwarten, dass bei vielen die erste
Reaktion auf das Bild eines winterlichen
Kirchleins am Berg in der Richtung
,,romantisch - idyllisch - niedlich -
herzig - verträumt - nice" geht. Dem
möchte ich gegensteuern. Kleine
Heiligtümer in kühner Position hoch über
dem Tal, wie wir sie in Tirol oft
antreffen, haben zwar – ähnlich wie die um
sie herumliegenden Berghöfe - in ihrer
Architektur eine geheimnisvolle
Verbundenheit mit der Landschaft. Auch sie
sind mehr als ein gefälliges Fotomotiv und
ein werbewirksames Coverbild für den
Fremdenverkehrsprospekt.
Heiligtümer am Steilhang sind natürlich
schlicht. Die Menschen, die sie erbaut
haben, mussten ein hartes Leben führen mit
den bis heute schwierig zu
bewirtschaftenden Wiesen, hoch droben an
den Bergflanken über die die alten
Saumwege führten, weil der Talgrund
unpassierbar war - wie auch in Sellrain.
Diese Kirchlein und Kapellen bergen nicht
den Glanz der Kirchen, die reiche Zünfte,
stolze Bürger, Gewerken, Stifte und
begüterte Adelsfamilien errichtet haben.
Sie sind schön, aber einfach. Und so
erzählen sie von einem Gottvertrauen, das
aus einer kargen, mühsamen Well
herausgewachsen ist. Und sie sind alle
Werbeträger für eine schlichte
Frömmigkeit, auch in unserer komplizierten
und schwierigen Welt. Denn der tiefe
Glaube ist einfach.
Die
Heiligtümer am Berg haben immer ein
starkes Fundament gebraucht. Vielfach
erheben sie sich auf gewachsenem Fels oder
haben tiefreichende Stützmauern. Sie
stehen exponiert, aber außerhalb der
Lawinenstriche, und haben - wie in St.
Quirin - fast etwas Trotziges-Burghaftes
an sich, sozusagen als Bastion eines
Glaubens, der die Jahrhunderte überdauert.
Sie stehen über den Zeitströmungen, die
wie der Talbach tief drunten in der
Schlucht vorbeirauscht. Das uralte
hebräische Wort "aman" heißt eigentlich
"Feststehen". Kirchen am Berg sind wie
ein steinernes „Amen" über der Landschaft.
Der
spitze Turm des Kirchleins von St. Quirin
kann zwar mit seinen imposanten Kollegen
drunten in den Städten und Dörfern noch
konkurrieren, aber er begnügt sich nicht
mit einem Ausblick über Dächer und Kamine,
und er lässt sich sein Panorama auch nicht
von den Architekturrülpsern verstellen,
wie sie jetzt immer mehr die Skyline
unserer Städte beherrschen. Der kleine
Kirchturm von St. Quirin wird weiterhin
seinen Blick frei über das Inntal weit
über Innsbruck hinaus schweifen lassen wie
seit Jahrhunderten - als Zeichen des
Glaubens, der sich von der stürmischen
Entwicklung einer technisch - ökonomisch
dominierten Welt nicht einfach den
Horizont des Ewigen verbauen lässt. St. Quirin schaut unverwandt dorthin, wo der
Himmel die Erde berührt. Und deshalb ist
es nicht nur ein heimatkundlich -
historisches Schmuckstück, sondern ein
Denkmal einer Religiosität mit Weite, wie
sie unsere Zeit erfordert. Ich meine die
Weite des Glaubens, dass ein lieber Gott
trotz allem Dunkel die ganze Welt und alle
Menschen umspannt, und die Weite einzelner
Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft, die
über den Nachbarn hinaus bis zu den
Fernsten geht.
Darum ist
das Kirchlein von St. Quirin, das
Heiligtum am Steilhang, mehr als ein
schönes Foto- oder Malermotiv. Es ist ein
Wegweiser zwischen den ruhelosen Tälern
und den langsam wandernden Sternen.
Dr.
Reinhold Stecher
|