St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Oktober-GABRIEL 2011

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Der polnische Marien-Wallfahrtsort Lichen

Dieser Wallfahrtsort ist ein Phänomen, das Fremde nicht sogleich verstehen, woran aber in Polen niemand zweifelt. Zu groß und gewaltig ist die im Jahr 2000 errichtete Basilika der Jungfrau von Lichen, die sich wie eine Replik der römischen Peterskirche erhebt (siehe Foto, mangels einer entsprechenden Briefmarke). Rund eine Million Pilger besuchen jährlich das Marien-Heiligtum, das anderen Pilgerstätten Polens allmählich den Rang abläuft. Fast 200 Jahre dauerte es, bis sich Lichen zu entwickeln begann. Am Anfang stand 1813 die Verwundung des polnischen Soldaten Tomasz Klossowski in der Völkerschlacht bei Leipzig. Er bat Maria um Hilfe. Sie erschien ihm in einem roten Kleid mit einem weißen Adler auf der Brust: Sie bat ihn, ein solches Bild zu suchen. Das versprach er und wurde gesund. Nach langem Suchen fand er bei einer Pilgerfahrt im Ort Lgota ein solches Bild, das er im Wald bei Lichen an eine alte Kiefer hängte.

1850 bat Maria den Hirten Mikolaj Sikatko, der in der Nähe des Bildes sein Vieh weidete, sich der Heiligung des Sonntags und dem Rosenkranz zu widmen. Dann würde eines Tages ein Gotteshaus und ein Kloster in Lichen entstehen. Der Hirt tat, was er konnte, fand aber wenig Anklang, und die russische Besatzungsmacht warf ihn ins Gefängnis. – Als bald danach die Cholera ausbrach, strömten die Menschen zum Bild der Gottesmutter in Rot-weiß: Viele Kranke wurden geheilt. Die Untersuchungskommission entschied, das Wunderbild in die Pfarrkirche von Lichen zu verlagern; das geschah 1852. – Bis 1939 notierte man 3000 Heilungsfälle im sog. Lichener Gnadenbuch. Im Krieg wurde das Gnadenbild versteckt. 1949 baute ein Priester, Mitglied des Marienordens, das Heiligtum wieder auf. Bald nahm die Zahl der Pilger wieder zu, auch die Zahl der Priester im Orden wuchs. Erst ab 1967, nachdem der Primas von Polen, Kardinal Wyszinski, unter großer Beteiligung das Marienbild gekrönt hatte, wuchsen die Pilgerscharen, so dass man den Bau einer neuen Basilika in Angriff nahm. Das Ergebnis ist nicht zu übersehen. Täglich stehen Priester zu Gottesdiensten, Beichte und Beratung zur Verfügung. Auch können die Pilger Heilwasser aus einer Quelle schöpfen. – In Deutschland ist Lichen bisher wenig bekannt, obwohl es durch die Leipziger Völkerschlacht und den zweiten Weltkrieg Verbindungen zu Deutschland gibt.

Hans Günter Schönen

Stand: 12.10.2011       © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.