St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem September-GABRIEL 2011

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Naumburg und der Naumburger Meister

Das Saale-Unstrut-Triasland liegt im südlichen Sachsen-Anhalt, dort wo die Unstrut in die Saale mündet. Die Kalksteinhänge der Flussläufe sind reich an Orchideen und zahlreiche Burgen und Kirchen erinnern an das Rheintal, denn auch der Weinanbau ist hier zu Hause. Es ist uraltes Siedlungsgebiet, wie die Himmelsscheibe von Nebra beweist. Bei Bad Kösen erheben sich hoch über dem Fluss die romanische Burg Saaleck und die Rudelsburg, oft von den Romantikern besungen, wie das Lied "An der Saale hellem Strande" belegt.

Rudelsburg und Burg Saaleck liegen auf den Felsen über der Saale bei Bad Kösen. Die mächtige Neuenburg erhebt sich über den Weinbergen von Freyburg. Sie ist eine Burg der Thüringer Landgrafen. Als Gründung Ludwig des Springers, der auch die Wartburg errichten ließ, sicherte sie die Nordgrenze des Landes. Von besonderer kunsthistorischer Bedeutung ist die romanische Doppelkapelle,

Die Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut übertrifft ihre Schwesterburg, die Wartburg, an Größe um ein Vielfaches. Wegen der zahlreichen Burgen hat der Landkreis auch die Bezeichnung Burgenlandkreis. Auch die Kirchenlandschaft ist durch herausragende Beispiele vertreten, wie das Zisterzienserkloster Pforta zwischen Bad Kösen und Naumburg und die Dome von Zeitz. Merseburg und Naumburg.

Das Zisterzienserkloster Pforta und der Dom zu Merseburg gehören zu den Stationen der Straße der Romanik. Alle diese Bauwerke werden durch die Straße der Romanik miteinander verbunden. Bei der UNESCO läuft auch ein Antrag, das ganze Gebiet als Weltkulturerbe anzuerkennen. Mittelpunkt des Triaslandes ist die Stadt Naumburg. Schon aus großer Entfernung sieht man die Türme des Domes über dem Tal aufragen.

Die Stadt wurde wahrscheinlich von Marktgraf Ekkehard I., der 1002 ermordet worden ist, gegründet. Er war in der Anfangszeit der mächtigste Mann an der deutschen Ostgrenze und verlegte seinen Sitz auf das rechte Saaleufer in das Land der Slawen und gründete die Neueburg, aus dem Naumburg wurde. Seine Söhne Hermann und Ekkehard II. gründeten ein Kloster als Begräbnisstätte der Familie. Aufgewertet wurde die Stiftskirche im Jahre 1028, als Papst Johannes XIX. die Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz nach Naumburg genehmigte. Die Stadt war nun nicht nur Sitz der Ekkehardiner sondern auch des Bischofs, sie beherbergte weltliche und geistliche Macht.
Obwohl der romanische Dom St. Peter und St. Paul mehrfach erweitert worden ist, wurde 1213  mit einem Neubau begonnen. Wahrscheinlich war der alte Dom nicht repräsentativ genug. Man begann den Bau im spätromanischen Stil, doch um 1245 setzte sich die Gotik, der neue aus Frankreich gekommene Baustil durch. So sind bis heute große Teile des Domes romanisch, während andere gotisch sind. Das Langhaus mit Querschiff, Chorquadrat und den Unterteilen der vier Türme sind noch spätromanisch. Die Obergeschosse der Türme sind bereits frühromanisch und der Ostchor entstand erst in der Spätgotik.

Der Dom zu Naumburg beherrscht das Bild der Stadt. Eine Besonderheit stellen die zwei Chöre dar. Der übliche Ostchor, den jede Kirche besitzt, beherbergt den Altar. Er ist spätgotisch und wird durch einen spätromanischen Lettner vom Langhaus abgetrennt. Der frühgotische Westchor entstand, weil für die Landgrafen eine Gedenkstätte der Stifter geschaffen werden sollte. Auch er wird durch einen Lettner vom Langhaus getrennt. Dieser Lettner gehört zum Besten was es in Deutschland an gotischen Bildhauerarbeiten gibt.  Die berühmten Stifterfiguren und der Lettner wurden vom Naumburger Meister geschaffen. Der Künstler ist uns nicht namentlich bekannt. Er wurde nach seinem Hauptwerk benannt. Dieser Meister muss auch der Baumeister des Chores gewesen sein. Stilistisch kann man ihn bis nach Frankreich zurückverfolgen. Seine ersten Stationen waren wahrscheinlich Straßburg, Metz, Reims, Amiens und Noyon denn dort gibt es Statuen, die man ihm zuordnen kann. Dann lässt sich sein Weg über den Westlettner in Mainz, über Bassenheim bis nach Naumburg verfolgen. Auch der Dom zu Merseburg beherbergt ein Werk von ihm. Seine letzte Station war der Dom zu Meißen. Mit ihm kam die Kunst der neuen, französischen Kathedralgotik nach Deutschland.

Auf dem Westlettner stellt er eindrucksvoll die Passion Christi dar. Die realistischen, bewegten Darstellungen zeigen die ganze Dramatik der Geschichte.
Die reichlichen Farbreste zeigen, dass im Mittelalter die Steinfiguren durchaus bunt gefasst waren. Der Westchor wird auch als das großartigste Werk der frühen Gotik bezeichnet. Er beherbergt die acht Stifterfiguren, die auf Konsolen an den Pfeilern stehen. Die beiden Hauptstifter Ekkehard II. und Hermann wurden mit ihren Frauen Uta und Regelindis als Paare dargestellt. Dazu kommen die Grafen Dietmar, Syzzo, Wilhelm und Thimo mit ihren Frauen, die einzeln aufgestellt worden sind. Die Stifterfiguren im Westchor wurden vom Naumburger Meister geschaffen. Besonders bekannt ist Uta von Naumburg, beziehungsweise von Ballenstedt, wo sie herstammte. Den Kragen halb hochgeschlagen, strahlt sie vornehme Zurückhaltung aus. Sie kann als das Schönheitsideal des Mittelalters gelten. Regilindis dagegen lächelt schelmisch. Der Künstler muss ein Genie gewesen sein, um diese Charaktereigenschaften so gekonnt auszudrücken.

Literaturauswahl:
Bartmuß u.a., Straße der Romanik, Leipzig 1994; Heinzelmann, Naumburg – Stadtführer, Wernigerode 1995; Kröner, Naumburg, der Domstadtführer, Dössel 2005; Schubert, Naumburg, Dom und Altstadt, Leipzig 1983; Schubert, Der Dom zu Naumburg, Berlin 1975; Schubert, Der Dom zu Naumburg, München, Berlin 1993; Schmidt, Auf der Straße der Romanik, Wernigerode 2000

Dietrich Ecklebe

Stand: 13.09.2011       © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.