St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem März-GABRIEL 2011

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Regensburg in der Kirchengeschichte

Das Sonderpostwertzeichen UNESCO-Weltkulturerbe mit dem Bild des Regensburger Domes regt dazu an, sich mit dieser Stadt in der Kirchengeschichte zu beschäftigen. Das wichtigste waren wohl die Regensburger Religionsgespräche auf dem Reichstag 1541. Aber schon vorher, im Juli 1524, fand hier ein Konvent mit einem Bündnis statt.  Um das auf dem Nürnberger Reichstag 1524 geforderte Nationalkonzil überflüssig zu machen und Süd- und Westdeutschland vor der Reformation zu schützen, setzte der päpstliche Legat Lorenzo Campeggi unter Mitwirkung Bayerns auf ein Reformprogramm und die Gründung eines antilutherischen Bundes. Zusammen mit dem österreichischen Erzherzog Ferdinand lud er zum Regensburger Konvent ein. Hier einigte man sich auf eine strengere Durchführung des Wormser Edikts von 1521. Die weltlichen Fürsten drängten auf eine Kirchenreform, die geistlichen waren dazu nicht bereit. So war das Regensburger Bündnis der erste offizielle Schritt zur Katholischen Reform, eine Art Gegenstück zur Gegenreformation.

Was von 1524 bis 1541 in der Kirchengeschichte passierte, hat mit Regensburg nichts zu tun. Hier kam es erst 1541 auf dem Reichstag zum Regensburger Religionsgespräch. Dieses fand im Zusammenhang mit dem Reichstag statt und sollte ein friedliches Mittel zur Einigung von Katholiken und Protestanten sein. Es wurde von Kaiser Karl V. einberufen, der angesichts der drohenden Türkengefahr wie 1526 in Speyer nicht auf die Unterstützung der protestantischen Fürsten verzichten wollte. Diskussionsgrundlage war das Wormser Buch, das kurz vorher in Worms entstanden war. In dem Regensburger Religionsgespräch standen auf katholischer Seite Johannes Eck, Johannes Gropper, Julius von Pflug und der päpstliche Legat Contarini, auf evangelischer Seite waren es Philipp Melanchthon, Johannes Calvin, Martin Bucer und Johannes Pistorius. Nachdem man sich über die ersten vier Artikel über die Sünden- und Gnadenlehre, Teile der Sakramentslehre und Aspekte der äußeren Gestalt der Kirche mehr oder weniger geeinigt hatte, kam es im Artikel 5 zur Rechtfertigungslehre zu einer sensationell anmutenden Einigung. Allerdings war dieser Artikel nicht immer eindeutig, so dass sowohl Rom als auch die Protestanten später dies ablehnten. Besonders gravierend war der Meinungsunterschied bezüglich der Transsubstantiationslehre zur Eucharistie, die Frage des Lehramts – apostolische Sukzession – und die Beichte. Die 23 lateinischen Lehrartikel und die neun evangelischen Gegenartikel wurden dem Kaiser offiziell übergeben und in den Reichstagsabschied vom 27. Juli 1541 mit der Maßgabe aufgenommen, gemäß den 16 verglichenen Artikeln weitere Reformen in der Kirche durchzuführen; die sieben unverglichenen Artikel aber auf dem nahen Konzil oder Reichstag endgültig zu vergleichen. Zu einem solchen Vergleich kam es aber nicht, und so war damit das Bemühen des Kaisers um gegenseitige Verständigung gescheitert. Um seine Vorbereitungen für den Krieg gegen die Protestanten zu verschleiern, ließ Karl V. 1546 ein weiteres Religionsgespräch in Regensburg durchführen. Auch dieses endete ergebnislos, und so kam es 1546/47 leider zum Schmalkaldischen Krieg.

Philatelistisch ist Regensburg wie folgt zu belegen: Die Steinerne Brücke, das Wahrzeichen der Stadt, (Mi 2140), Relief am alten Rathaus (Mi 1786), Denkmalschutz Glasmalerei (Mi 1291). Von der Privatpost City mail gab es einen Kleinbogen mit vielen Bildern verschiedener Städte, auch dem Regensburger Dom. Auch auf einigen ausländischen Marken ist die Stadt Regensburg zu sehen.
Bei der Erinnerung an thematisch passende Sondermarken fiel mir natürlich auch der Block „Berühmte Knabenchöre“ aus dem Jahre 2003 ein, der den Leipziger Thomanerchor, den Dresdener Kreuzchor und die Regensburger Domspatzen (Mi 2320) zeigt. 1976 feierten letztere ihr tausendjähriges Bestehen. Von 1964 bis 1994 war Georg Ratzinger (Jg. 1924), der Bruder von Papst Benedikt XVI., Domkapellmeister am Regensburger Dom und damit Chorleiter der Domspatzen. Danach wurde er mehrfach geehrt.

Jan-Derk Aengeneyndt

Stand: 01.03.2011       © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.