St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Dezember-GABRIEL 2010

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Sakrale norddeutsche Backsteingotik

Am 1. April 2010 gab die in Lübeck ansässige NordBrief, die im Mai 2009 ihre Tätigkeit als Zustellservice von Lübecker Nachrichten und Ostsee-Zeitung zunächst für Geschäftskunden aufnahm, ihre erste Briefmarkenserie heraus, die vom bekannten Rostocker Grafiker Jochen Berthold gestaltet wurde. Die fünf Marken zeigen markante Bauten der sakralen norddeutschen Backsteingotik, der Anlass für den Verfasser, dieses Thema vorzustellen.
Der Grund für das Entstehen dieser Sonderform gotischer Bauten dürfte b
ekannt sein - das Fehlen von Natursteinvorkommen im Küstengebiet zwischen Nord- und Ostsee zum Errichten sakraler und repräsentativer profaner Bauten. So wurde schon zur Zeit der Romanik auf gebrannte Ziegel, sog. "Backstein" zurückgegriffen; die Klosterkirche in Jerichow und der Ratzeburger Dom seien als Beispiele genannt.
In der Zeit der Gotik entstanden neben den Kirchen auch viele bis heute erhaltene Profanbauten. Philatelistisch belegbar sind das Treptower Tor in Neubrandenburg (Bund Mi 496), das Alte Rathaus in Hannover (Bund
Mi 416) und die Rathäuser in Tangermünde (DDR Mi 1434) und Stralsund (DDR Mi 1246, Bund Mi 2615).
Hinzu kommen auf  DDR Mi 1385 aus Rostock das Steintor, das Kröpeliner
Tor und das Rathaus, das spätgotische Steintor noch einmal auf DDR Mi 2871 (deutlich erkennbar die Renaissance-Einfassungen der Durchfahrt und die kleinen Ziergiebel) und das ursprünglich gotische Rathaus (DDR Mi 2869), um 1270 begonnen, um 1500 vollendet mit einem Gesims aus Ziegelmauerwerk mit 7 Spitztürmchen nach dem Vorbild des Rathauses in Lübeck; 1727 wurde der barocke Vorbau errichtet, der nur den oberen Teil sichtbar ließ.  In diesem Zusammenhang eine Korrektur zum Gabriel-Lexikon: Bei der unter dem Stichwort "Rostock" angegebenen Marke DDR Mi 634 handelt es sich nicht um Kirchtürme, sondern um den stilisierten gotischen Giebel dieses alten Rathauses.
Abbildungen sakraler Backsteingotik sind bisher wesentlich selte
ner zu finden gewesen. Die DDR  verwendete in der ersten Bautenserie 1967 ein Motiv der Ruine des ehem. Zisterzienserklosters Chorin (errichtet 1273-1334; Mi 1247), und die Bundespost nahm das 800-jährige Jubiläum zum Anlass für eine Marke mit dem Lübecker Dom (Mi 779), der 1173-1247 als romanische Basilika errichtet, aber nach 1266 zur gotischen Hallenkirche umgebaut wurde. Bald nach der politischen Wende wurde in Rostock mit dem Bau des Turmhelms der im 2. Weltkrieg zerstörten St. Petrikirche begonnen, und zur Finanzierung wurde u.a. auch eine nicht postalische Spendenmarke verkauft (hier gestempelt als Zusatzfrankatur auf einem Brief aus München), die die NO-Ansicht der in der ersten Hälfte des 14. Jh. errichteten dreischiffigen Basilika ohne Querschiff zeigt. Auch die St. Georgen-Kirche in Wismar kam 2007 als Objekt des Weltkulturerbes zu philatelistischen Ehren (Mi 2615), s. GABRIEL 2007, S. 175f und Titelblatt 8/2007. Hinzu kam auch die Marke für 750 Jahre Greifswald (Mi 2111), auf der gleich zwei Backsteinkirchen zu sehen sind: der Dom St. Nikolai und die Marienkirche. Der Domturm ist ebenfalls Gegenstand einer Marke der Dauerserie „Sehenswürdigkeiten“, Mi 2157. Nicht vergessen wollen wir auch das Katharinenkloster in Stralsund, dessen schöne Backsteinfassade auf der Marke für das Meeresmuseum in Stralsund abgebildet ist (Mi 2195).
Nun bereiche
rn fünf weitere Motive diesen Teil der gotischen Baukunst, davon vier mit Kirchen, die Maria als Patronin haben. Die Marke zu 0,40 € als Postkartenporto zeigt den Ostchor der ehemaligen Abteikirche des Zisterzienserklosters Bad Doberan, das 1186 gegründet wurde. Sofort nach dem Brand der romanischen Kirche 1291 wurde mit dem hochgotischen Neubau begonnen, der 1368 als Marienkirche geweiht wurde. Die Stadt Bad Doberan hatte zum 800-jährigen Bestehen 1986 eine Karte drucken lassen, die die Südansicht der dreischiffigen Basilika mit Querschiff und Chor mit Umgang und Kapellenkranz zeigt; im Sonderstempel ist das Wappen der Stadt abgebildet: mit dem Abtsstab geteiltes Schild, oben ein Hirsch und unten ein Schwan, die an die Gründungslegende des Klosters erinnern.
Die Marke zu 1,30 € für Großbriefe zeigt die Turmseite der Marienkirche Rostock, mit deren Bau um 1290 begonnen wurde, also fast gleichzeitig mit dem Doberaner Münster,  ebenso wie dieses als dreischiffige Basilika mit einem gewaltigen Querschiff (auf der Marke - und beim Betreten der Kirche durch den im Süden gelegenen Haupteingang - wie das Hauptschiff wirkend), sowie ebenfalls mit Chorumgang und Kapellenkranz. Der untere Teil des Turms wurde vom Vorgängerbau übernommen und sollte - wie die Lübecker Marienkirche - zweitürmig ausgeführt werden, jedoch entschloss man sich dann zu der ungewöhnlichen Zusammenführung.

Hier die Marken Gotik 11 bis 14 abbilden, Seitenbreite
Die Marke zu 0,80 € für den Kompaktbrief zeigt die Nordwest-
Ansicht der Lübecker Marienkirche, der Mutterkirche der norddeutschen Bachsteingotik, nach ihrem Vorbild wurden auch die Marienkirchen in Doberan und Rostock gebaut. - Mit dem Bau wurde 1250 begonnen, 1280 - 1310 entstand der Chor, 1330 war das Langhaus der dreischiffigen Basilika vollendet, das mit 38,5 m Höhe bei einer Mittelschiffbreite von 14,1 m und einem Verhältnis von 1 : 2,6 dieselben Maße und dasselbe Verhältnis hat wie die Kathedrale von Reims. - Beim Wiederaufbau nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wurden unter der weißen Farbe Fresken entdeckt und restauriert, von denen der "Engel zwischen zwei Pilgern" auf der Ausgabe zum 700-jährigen Bestehen der Kirche wiedergegeben wurden (Bund Mi 139/40). Entgegen mancher Angaben gehören diese Malereien nicht zu den Malereien, die am Beginn der 1950er Jahre von dem Maler Lothar Malskat gefälscht und später entfernt wurden.
Die Marke zu 0,50 € für den Standardbrief bildet die jüngste der vier Marienkirchen ab, das in Stralsund stehende Hauptwerk der norddeutschen Spätgotik. Nach dem Einsturz des Vorgängerbaus wurde der riesige Neubau 1382 begonnen, 1416-73 wurde das Westwerk errichtet und der Helm 1478 aufgesetzt. Die dreischiffige Basilika mit Chorumgang und Kapellenkranz  ist neben dem Schweriner Dom die einzige mit einem dreischiffigen Querschiff.
Unter Verwendung  einiger Teile eines Vorgängerbaus wurde mit dem Bau der  St. Nikolai-Kirche neben dem gotischen Rathaus  als Kirche des Rates und der Patrizier Stralsunds im Jahr 1270 begonnen.  Die reich ausgestattete Basilika  mit  Chorumgang und Kapellenkranz ist 85,70 m lang, das Mittelschiff 12,90 m breit und 29 m hoch; sie wurde um 1350 vollendet. Die ursprünglichen spitzen Helme der doppeltürmigen Westfassade wurden 1662 durch Brand vernichtet; 1667 erhielt der Südturm seine heutige Bekrönung. Die Kirche ist der erste Nachfolgebau der für Norddeutschland überaus bedeutsamen Lübecker Marienkirche.
Die fünfte Marke zu 2,00 € für den Maxibrief zeigt das Heilig-Geist-Hospital in Lübeck, das 1286 von Lübecker Kaufleuten errichtet wurde und eine der ältesten noch bestehenden Sozialeinrichtungen der Welt ist. Ursprünglich standen die Betten der Hospitalbewohner in der großen Kirchenhalle - vielleicht vergleichbar mit dem Hospital in Beaune im Burgund -, auch damit sie an den Gottesdiensten teilnehmen konnten. In der Halle wurden Fresken freigelegt und restauriert, die  auf 1320-25 datiert werden.
Diese
Marke wurde auch in einem Block herausgegeben, die anderen vier in einem Zusammendruck. Alle fünf Marken gibt es auch auf jeweils einem FDC mit Zudruck und Sonderstempel.

Siegfried Prey

                                                  

 

 

 

 

 

        

 

 

 

 

Stand: 06.12.2010       © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.