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Leseprobe aus dem Oktober-GABRIEL 2010

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Seligsprechung Kardinal Newmans

Bei seinem Besuch in England hat Papst Benedikt XVI. den englischen Kardinal John Henry Newman (1801-11.8.1890) in Coventry selig gesprochen. Bisher gab es für Kardinal Newman zwei Marken aus Irland (Mi 122-23), die Newman als Gründer der katholischen Universität von Irland würdigen, sowie Jersey Mi 309 (Newman nach einem Gemälde von Walter William Ouless, der 1848-85 lebte).

Die Postverwaltung der Insel Man gab nun anlässlich des Papstbesuchs und der Seligsprechung Newmans einen Block heraus, dessen Marken Portraits von Newman zeigen; auf dem Block selbst sehen wir die Grablege des Kardinals. Auf einer Vignette des Blocks wird ebenfalls das Portrait des Papstes dargestellt.

Benedikt XVI. hat Newman in seinem ganzen Leben bewundert, vor allem auf Grund seiner „Theologie des Gewissens“. Die Vatikan-Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen hat eine auf Fürsprache von Newman zustande gekommene Heilung als Wunder anerkannt: die unerklärliche Heilung des amerikanischen Diakons Jack Sullivan, der infolge eines schweren Rückenmarkleidens gelähmt war. Die Katholiken Englands freuen sich, dass Benedikt XVI. 2010 in ihr Land reiste und  persönlich der Seligsprechungsfeier beiwohnte. Tony Blair hatte kurz vor seinem Rücktritt als Premierminister dem Papst drei signierte Fotografien Newmans überreicht. Des Papstes Bewunderung für Newman ist in der britischen Öffentlichkeit kein Geheimnis.

Joseph Ratzinger begann schon 1946 nach seinem Eintritt ins Priesterseminar Freising sich mit der Theologie Newmans zu beschäftigen, die in vielem mit der Theologie des hl. Augustinus verglichen wird. „Die Lehre Newmans vom Gewissen zog uns alle damals in ihren Bann. Wir hatten den Anspruch einer totalitären Partei erlebt, die das Gewissen des Einzelnen negierte. Ein NS-Führer hatte gesagt. ,Ich habe kein Gewissen; mein Gewissen ist Adolf Hitler!’ Die ungeheure Verwüstung des Menschen, die daraus folgte, stand uns vor Augen.“ Ein anderer Theologe sagte: „Newman war damals nicht nur unser Thema, er war unsere Leidenschaft.“ Schon nach dem 1. Weltkrieg haben sich bedeutende Gelehrte wie Theodor Haecker und Sören Kierkegaard, Edith Stein, Sophie Scholl u.a. für Newman begeistert. Benedikt XVI. gehört zu einem der authentischen Interpreten Newmans. Gemeinsam mit dem hl. Thomas Morus ist Newman der große Zeuge Englands für das Gewissen.  Dieses wird oft dargestellt als Recht des eigenen Willens oder als Recht, sich vom Gewissen zu dispensieren. Newman aber war der Ansicht, dass wir im Gewissen das Echo der Stimme Gottes hören, es verbindet das Geschöpf mit dem Schöpfer, es ist eine Richtschnur, die unserer Natur eingepflanzt ist, um zwischen recht und unrecht zu unterscheiden.

Der englische Theologe John Henry Newman wurde 1801 in London geboren, er starb 1890 in Birmingham. Als Anglikaner war er einer der Führer der Oxfordbewegung, die das anglokatholische Erbe der Kirche von England neu beleben wollte. Newman deutete den Anglikanismus als einen der drei Zweige der katholischen Kirche, was aber durch die anglikanischen Bischöfe abgelehnt wurde. Das führte zu seiner Konversion zur katholischen Kirche. Nach Studien in Rom und der Priesterweihe gründete er in Birmingham das erste Oratorium vom hl. Philipp Neri, 1851-58 war er Rektor der neuen Universität von Dublin. Sein Einfluss auf die Theologie, auch die anglikanische, ist sehr groß. 1879 wurde er zum Kardinal ernannt. Wenn man so will, ist er einer der ersten Wegbereiter der ökumenischen Bewegung.

Hans G. Schönen

Stand: 10.10.2010       © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.