St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Oktober-GABRIEL 2009

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Montbéliard, eine evangelische Enklave Württembergs in Frankreich

Die Stadt Montbeliard im Departement Doubs / Frankreich, ca. 20 km südlich von Belfort gelegen, feierte im vergangenen Jahr 2008 den 450. Geburtstag des berühmten württembergischen Baumeisters Heinrich Schickardt. Dazu erschien am 20. September ein Sonderstempel mit dem Porträt und den Initialen Schickardts.

Die Stadt brachte außerdem zwei Karten in Umlauf mit der von ihm erbauten Kirche St. Martin (1601-07), der ältesten evangelischen Kirche Frankreichs. Sie war bereits 1988 auf einem Flaggenstempel in voller Größe zu sehen sowie am 31.3.2001 auf einem Sonderstempel mit ihrer von der toskanischen Renaissance inspirierten Fassade.

Eine Marke vom 11.9.1993 zeigt das Schloss der Herzöge von Württemberg und die Kirche­. Unter Herzog Friedrich I. von Württemberg (1581-1608) erlebte die Stadt, deren Bauten wesentlich von Schickardt geprägt wurden, ihre Blütezeit. Heinrich Schickardt wurde 1558 als Sohn eines Schreiners im schwäbischen Herrenberg geboren. Von seinem Großvater stammt das Chorgestühl der evangelischen Pfarrkirche. Auf ihn selbst gehen viele Profanbauten und wahrscheinlich die evangelische Kirche in Waldenburg (1590-93) zurück, sicher die Kirche von Horkheim (heute in Heilbronn eingemeindet) und die evangelische Stadtpfarrkirche von Göppingen, 1618/19 als Schlosskirche erbaut. In Begleitung Friedrichs I. hatte er in Italien Renaissance-Bauten kennen gelernt. Im Alter von 42 Jahren wurde er der "Erste Baumeister" des Herzogtums. Im Zuge der Gegenreformation kam es in Österreich zur Vertreibung der Protestanten. Für sie ließ Herzog Friedrich seit 1593 Freudenstadt errichten. An der Ausarbeitung der Planung war Schickardt beteiligt; u.a. schuf er 1601/08 die ungewöhnlich eigenartige Stadtkirche. An der Wende vom 16. zum 17. Jh. war Heinrich Schickardt unter Friedrich I. Baumeister in der Stadt Mömpelgard, wie Montbéliard damals auf schwäbisch hieß. Bleibendes Zeugnis hierfür ist die Altstadt und die auf einer Briefmarke und mehreren Stempeln dargestellte Kirche Saint-Martin.

Die Grafschaft Montbéliard in Frankreich fiel nach dem Tod des letzten adeligen Herrschers, der keinen männlichen Erben hatte, an seine Enkelin Henriette von Burgund. Sie heiratete Herzog Eberhard IV. von Württemberg; so wurde Montbéliard 1397 bis zur französischen Revolution zur württembergischen Enklave in Frankreich. Die Herzöge errichteten ein Schloss und regierten abwechselnd in Stuttgart, Ludwigsburg und in Mömpelgard. Unter dem württembergischen Einfluss auf Kultur und Religion breitete sich hier ab 1524 die Reformation aus, bis Monbéliard ab Mitte des Jahrhunderts offiziell protestantisch wurde. Ab Ende des Jahrhunderts bot der Ort vielen Hugenotten Zuflucht, für die La Neuveville entstand. Im 18. Jahrhundert kamen Wiedertäufer aus Bern hinzu. Ab 1987 wurde die Altstadt renoviert, viele Häuser erhielten den farbigen Originalputz aus der württembergischen Zeit, ein 2,8 km langer Weg wurde entlang dieser Häuser eingerichtet.

Dr. Walter Stephan

Stand: 20.10.2009       © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.