Deutsches
UNESCO-Weltkulturerbe auf Marken der
UNO
Im Mai 2009 erschien eine
Gemeinschaftsausgabe UNO – Deutschland für
die Luthergedenkstätten Eisleben und
Wittenberg. In Deutschland gab es nur den
einen Wert, die UNO hat aber sechs Werte,
zwei in Wien mit Euro-Währung, zwei in
Genf mit Schweizer-Franken-Währung und
zwei in New York mit Dollar-Währung
herausgegeben. Alle sechs Werte zeigen
deutsches Weltkulturerbe.
1.
Luthergedenkstätten Eisleben und
Wittenberg. Diese wurden im Dezember
1996 als Kulturerbe der Menschheit
anerkannt, da sie „einen bedeutsamen
Abschnitt in der menschlichen Geschichte
repräsentieren und als authentische
Schauplätze der Reformation von
außergewöhnlicher universeller Bedeutung
sind.“ Die Stadtsiegel dieser beiden
Städte sieht man auf zwei
Luther-Gedenkmarken der DDR (Mi 2754 und
2756). Die Gedenkstätten gelten als
wichtige Zeugnisse der
Reformationsgeschichte und sind eng mit
dem Leben und Wirken Martin Luthers
verbunden. Mit dem Thesenanschlag 1517
begann symbolisch die Reformation, die
nicht nur die Kirche, sondern auch die
Gesellschaft und den Staat nachhaltig
verändert hat. Über 80 Millionen
Lutheraner weltweit verknüpfen ihre
geistig-geistliche Identität mit Luthers
Leben und seiner Wirkung. Deshalb würdigt
die UNESCO die Luthergedenkstätten in
Eisleben und Wittenberg als einen
bedeutsamen Abschnitt der menschlichen
Geschichte und als authentische
Schauplätze der Reformation von
außergewöhnlicher universeller Bedeutung.
Die Briefmarke zeigt von links nach rechts
Ausschnitte aus den Gebäuden, die das
Kulturerbe sind: Es beginnt mit dem
Eingangsbereich des Geburtshauses in
Eisleben, wo Luther am 10. November 1483
zur Welt kam. Dann folgt die Luther-Halle
mit dem Katharinen-Portal und dem
Treppenturm. Dieses Gebäude wurde ab 1504
als Kloster erbaut. Ab 1508 lebte hier der
Mönch Martinus, später als Professor und
Familienvater. Seit 1883 ist das Haus als
Museum für Besucher geöffnet und heute
weltweit das größte
reformationsgeschichtliche Museum. Die
Luther-Halle in Wittenberg (DDR Mi 1318)
war über 40 Jahre lang Wohn- und
Arbeitsstätte des Reformators.
Hier
entstanden seine wichtigsten Werke. In das
Auditorium strömten die Studenten zu den
Vorlesungen Luthers und Melanchthons. Von
1504 bis 1525 war es das
Augustiner-Eremiten-Kloster, in dem Luther
bis zu seiner Exkommunikation Mönch war.
Nach der Auflösung des Klosters wurde es
ihm vom sächsischen Kurfürst als
Wohnstätte mit seiner Familie überlassen.
Die „Lutherstube“ war der Ort der
Tischgespräche. Schon im 16. Jahrhundert
galt sie als hoch geachtete
Gedächtnisstätte. Sie ist im Original
erhalten, was nicht für alle Räume dieses
Gebäudes gilt. Der dritte Bildausschnitt
zeigt die Thesentür an der Schlosskirche.
Sie ist heute aus Bronze mit den in sie
eingegossenen 95 Thesen. Zu Luthers Zeit
war sie aus Holz. Hier am Portal der
Schlosskirche (DDR Mi 1319, Republik
Südafrika Mi 360, Papua Neu-Guinea Mi 529)
soll Luther am 31. Oktober 1517 seine 95
Thesen angeschlagen haben. Es ist
umstritten, ob dieser Thesenanschlag
wirklich stattgefunden hat. Richtig ist,
dass er die Thesen verfasst hat und sie
eine schnelle Verbreitung in weiten Teilen
Deutschlands fanden dank der Erfindung der
Buchdruckerkunst. Bedeutung hat die
Schlosskirche auch als Begräbnisstätte
Luthers und Melanchthons. Ebenso die
Kurfürsten Friedrich der Weise (1486–1525)
und Johann der Beständige (1525–1532)
wurden hier beigesetzt. Die Schlosskirche
ist auch ein Zeuge der wilhelminischen
Kirchenpolitik, die dieses Denkmal als Ort
nationaler Geschichte beanspruchte. Ihre
Restaurierung nach dem Verfall durch die
napoleonischen Kriege – hier wurde sie zum
Pferdestall – ist ein Musterbeispiel für
die Entwicklung der Denkmalpflege im
Verlauf des 19. Jahrhunderts. Der
realisierte Bau unterscheidet sich
deutlich von der historischen Architektur
der Schlosskirche. Er entstand im
Zusammenspiel verschiedener historischer,
ästhetischer und auch politischer
Absichten. Den nunmehr 88 Meter hohen
Schlosskirchenturm krönt eine neugotische
Spitze, im Volksmund „Pickelhaube“
genannt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts
hat sich der Zustand der Schlosskirche
kaum verändert.
Jetzt folgt das Melanchthonhaus. Es gilt
als eines der schönsten Bürgerhäuser der
Stadt. Das Renaissancebauwerk mit seinen
spätgotisch gefassten Fenstern und dem
rundbogigen gestaffelten Giebel ist ein
architektonisches Kleinod. Das
Melanchthon-Haus (Bundesrepublik Mi 500,
Berlin Mi 282) ist fast unverändert
erhalten. Mit dem Studierzimmer des
Hauses, in dem Melanchthon 24 Jahre lebte
und in dem er am 19. April 1560 verstarb,
bleibt eine wichtige Erinnerungsstätte der
Reformation bewahrt.
Am rechten Rand sieht man Luthers
Sterbehaus in Eisleben. Hier starb er auf
seiner letzten Reise in die Grafschaft
Mansfeld am 18. Februar 1546. Geburtshaus
und Sterbehaus in Eisleben stehen für die
Eckdaten von Martin Luthers Leben. Die
beiden Häuser sind auch Denkmale
bürgerlicher Lebensweise zur Zeit der
Reformation und damit Zeugnisse für die
soziale und geistige Basis der
historischen Ereignisse. Das Geburtshaus
beherbergte in dem so genannten „Schönen
Saal“ bereits 1693 eine Gedenkstätte und
gilt als eines der ältesten
Geschichtsmuseen im deutschsprachigen
Raum. Die Stadtkirche St. Marien gehört
auch zum Kulturerbe, ist aber auf der
neuen Briefmarke nicht dargestellt. Sie
ist zu sehen auf vielen verschiedenen
Bildpostkarten. In ihr hatte Luther über
dreißig Jahre das Predigtamt inne, und sie
war deshalb ein Hauptschauplatz des
Reformationsgeschehens. Hier predigte
Luther oft und führte die neuen
Gottesdienstformen ein. Sie war aber auch
ein Schauplatz der Radikalisierung der
reformerischen Tendenzen, unter anderem
des Bildersturmes vom 6. Februar 1522, den
Luther wegen seines Wartburgaufenthaltes
nicht verhindern konnte. Deswegen kehrte
er nach Wittenberg zurück und hielt die
berühmten Invokavitpredigten gegen die
Bilderstürmer.
Von
diesem Zeitpunkt an ist die Stadtkirche
St. Marien ein Mittelpunkt der
Wittenberger Reformation. Eine
Sehenswürdigkeit ist hier der
Reformationsaltar von Lucas Cranach dem
Älteren, eingeweiht 1547, ein Jahr nach
Luthers Tod.
2. Schlösser und Parks von Potsdam und
Berlin. So steht es auf der
Briefmarke, stimmt aber nicht ganz. Das im
linken Drittel des Markenbildes stehende
Schloss ist in Rheinsberg in der Mark
Brandenburg, steht also nicht in Berlin
und nicht in Potsdam. Hier lebte in
strenger Isolierung der preußische
Kronprinz Friedrich - später König
Friedrich der Große, der bei seinem Vater
in Ungnade gefallen war. Später wurde es
von seinem jüngeren Bruder Heinrich
genutzt. In der Mitte sehen wir das Neue
Palais im Potsdamer Park von Sanssouci und
rechts das Schloss Charlottenburg in
Berlin. Diese Marke gehört gewiss nicht zu
den christlichen Motiven, es sei denn, man
fügt sie in die Kirchenpolitik der
preußischen Könige mit ein. Schließlich
waren sie ja „Summi episcopi“, die
obersten Bischöfe der evangelischen Kirche
in ihrem Lande.
3. Die Klosterinsel Reichenau. Die
430 ha große Insel Reichenau liegt im
westlichen Teil des Bodensees, inmitten
einer der schönsten Landschaften
Mitteleuropas. Seit mehr als 150 Jahren
ist die größte der drei Bodenseeinseln
über einen fast zwei Kilometer langen Damm
mit dem Festland verbunden.
Das
im Jahre 724 von Wanderbischof gegründete
Benediktinerkloster auf der „reichen Au“
war zwischen 800 und 1100 eines der
geistigen und kulturellen Zentren des
Heiligen Römischen Reiches. Lehrer von
Rang unterrichteten an der Klosterschule.
Berühmt sind ferner die Klosterbibliothek,
die Reichenauer Malerschule und die
Goldschmiedekunst. Die drei gut erhaltenen
romanischen Kirchen sind hervorragende
Beispiele der klösterlichen Architektur im
frühen Mittelalter. Im ausgehenden
Mittelalter verlor das Kloster an
Bedeutung und wurde 1757 aufgehoben. Die
Kirchen und Klostergebäude sind
außergewöhnliche Zeugnisse des
mittelalterlichen Klosterlebens. Im Jahre
2000 wurde die Klosterinsel Reichenau zum
Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Einen
ausführlichen Artikel hat unser
Gildenbruder Walter Stephan geschrieben,
als im Januar 2008 eine deutsche
Sondermarke in der Reihe „Weltkulturerbe
der UNESCO“ erschien.
4. Die Wartburg bei Eisenach im
Thüringer Wald. Zu sehen ist auf ihr
eine Ansicht von Nordosten und die Vogtei
mit dem Nürnberger Erker. In diesem
Gebäude ist die heute noch erhaltene
Luther-Stube, wo Martin Luther als Junker
Jörg (DDR Mi 2755) nach der Verhängung der
Reichsacht im April 1521 zehn Monate
versteckt war und mit der Übersetzung der
Bibel anfing. Die Wartburg wurde 1999 in
die Welterbeliste aufgenommen als „ein
hervorragendes Denkmal der feudalen Epoche
in Mitteleuropa“. Der Legende nach soll
die Burg 1067 von Graf Ludwig dem Springer
erbaut worden sein. Die Wartburg ist
ebenso mit dem Sängerkrieg, der Heiligen
Elisabeth und dem Fest der
Burschenschaften 300 Jahre nach der
Reformation verbunden.
Durch
ihre Lage an der ehemaligen innerdeutschen
Grenze galt die Wartburg stets als Symbol
für deutsche Einheit. Zu Ehren der
Heiligen Elisabeth gibt es sehr viele
Briefmarken. Schon oft ist die Wartburg
auf Briefmarken dargestellt worden
(Deutsches Reich Mi 261 und 474,
Bundesrepublik Mi 544 und 2211, DDR Mi
402, 836, 1233-1235, 3350) und auch auf
vielen Sonderstempeln und Bildpostkarten.
5. Der Aachener Dom. Er wurde 1978
als erstes deutsches Kulturdenkmal in die
Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Der
um 790 bis 800 unter Kaiser Karl dem
Großen erbaute Dom ist bau- und
kunstgeschichtlich von universeller
Bedeutung und eines der großen Vorbilder
religiöser Architektur. Zu einem Wunder
der Baukunst erklärten die Zeitgenossen
die Pfalzkapelle des fränkischen Kaisers.
Mit ihrer oktogonalen Basilika und Kuppel
ist sie das erste gewölbte Gebäude
nördlich der Alpen und ist durch
Bautradition der klassischen Antike
beeinflusst und durch die byzantinische
Architektur stark geprägt.
6. Das Rathaus und der Roland von
Bremen. Diese sind ein Beispiel für
die Entwicklung des Bürgertums und die
Geschichte der Hanse. Zu christlichen
Motiven ist diese Briefmarke nicht zu
rechnen, allerdings hat die Geschichte der
Hanse auch Einfluss auf die
Kirchengeschichte. Man kann sie auch in
Zusammenhang mit dem Kirchentag 2009
in Bremen bringen, wo um das Rathaus herum
viel los war.
Jan-Derk Aengeneyndt |