St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Juli-GABRIEL 2009

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Deutsches UNESCO-Weltkulturerbe auf Marken der UNO

Im Mai 2009 erschien eine Gemeinschaftsausgabe UNO – Deutschland für die Luthergedenkstätten Eisleben und Wittenberg. In Deutschland gab es nur den einen Wert, die UNO hat aber sechs Werte, zwei in Wien mit Euro-Währung, zwei in Genf mit Schweizer-Franken-Währung und zwei in New York mit Dollar-Währung herausgegeben. Alle sechs Werte zeigen deutsches Weltkulturerbe.

1.  Luthergedenkstätten Eisleben und Wittenberg. Diese wurden im Dezember 1996 als Kulturerbe der Menschheit anerkannt, da sie „einen bedeutsamen Abschnitt in der menschlichen Geschichte repräsentieren und als authentische Schauplätze der Reformation von außergewöhnlicher universeller Bedeutung sind.“  Die Stadtsiegel dieser beiden Städte sieht man auf zwei Luther-Gedenkmarken der DDR (Mi 2754 und 2756). Die Gedenkstätten gelten als wichtige Zeugnisse der Reformationsgeschichte und sind eng mit dem Leben und Wirken Martin Luthers verbunden. Mit dem Thesenanschlag 1517 begann symbolisch die Reformation, die nicht nur die Kirche, sondern auch die Gesellschaft und den Staat nachhaltig verändert hat. Über 80 Millionen Lutheraner weltweit verknüpfen ihre geistig-geistliche Identität mit Luthers Leben und seiner Wirkung. Deshalb würdigt die UNESCO die Luthergedenkstätten in Eisleben und Wittenberg als einen bedeutsamen Abschnitt der menschlichen Geschichte und als authentische Schauplätze der Reformation von außergewöhnlicher universeller Bedeutung.

Die Briefmarke zeigt von links nach rechts Ausschnitte aus den Gebäuden, die das Kulturerbe sind: Es beginnt mit dem Eingangsbereich des Geburtshauses in Eisleben, wo Luther am 10. November 1483 zur Welt kam. Dann folgt die Luther-Halle mit dem Katharinen-Portal und dem Treppenturm. Dieses Gebäude wurde ab 1504 als Kloster erbaut. Ab 1508 lebte hier der Mönch Martinus, später als Professor und Familienvater. Seit 1883 ist das Haus als Museum für Besucher geöffnet und heute weltweit das größte reformationsgeschichtliche Museum. Die Luther-Halle in Wittenberg (DDR Mi 1318) war über 40 Jahre lang Wohn- und Arbeitsstätte des Reformators. Hier entstanden seine wichtigsten Werke. In das Auditorium strömten die Studenten  zu den Vorlesungen Luthers und Melanchthons. Von 1504 bis 1525 war es das Augustiner-Eremiten-Kloster, in dem Luther bis zu seiner Exkommunikation Mönch war. Nach der Auflösung des Klosters wurde es ihm vom sächsischen Kurfürst als Wohnstätte mit seiner Familie überlassen. Die „Lutherstube“ war der Ort der Tischgespräche. Schon im 16. Jahrhundert galt sie als hoch geachtete Gedächtnisstätte. Sie ist im Original erhalten, was nicht für alle Räume dieses Gebäudes gilt. Der dritte Bildausschnitt zeigt die Thesentür an der Schlosskirche. Sie ist heute aus Bronze mit den in sie eingegossenen 95 Thesen. Zu Luthers Zeit war sie aus Holz. Hier am Portal der Schlosskirche (DDR Mi 1319, Republik Südafrika Mi 360, Papua Neu-Guinea Mi 529) soll Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen angeschlagen haben. Es ist umstritten, ob dieser Thesenanschlag wirklich stattgefunden hat. Richtig ist, dass er die Thesen verfasst hat und sie eine schnelle Verbreitung in weiten Teilen Deutschlands fanden dank der Erfindung der Buchdruckerkunst. Bedeutung hat die Schlosskirche auch als Begräbnisstätte Luthers und Melanchthons. Ebenso die Kurfürsten Friedrich der Weise (1486–1525) und Johann der Beständige (1525–1532) wurden hier beigesetzt. Die Schlosskirche ist auch ein Zeuge der wilhelminischen Kirchenpolitik, die dieses Denkmal als Ort nationaler Geschichte beanspruchte. Ihre Restaurierung nach dem Verfall durch die napoleonischen Kriege – hier wurde sie zum Pferdestall –  ist ein Musterbeispiel für die Entwicklung der Denkmalpflege im Verlauf des 19. Jahrhunderts. Der realisierte Bau unterscheidet sich deutlich von der historischen Architektur der Schlosskirche. Er entstand im Zusammenspiel verschiedener historischer, ästhetischer und auch politischer Absichten. Den nunmehr 88 Meter hohen Schlosskirchenturm krönt eine neugotische Spitze, im Volksmund „Pickelhaube“ genannt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts hat sich der Zustand der Schlosskirche kaum verändert.

Jetzt folgt das Melanchthonhaus. Es gilt als eines der schönsten Bürgerhäuser der Stadt. Das Renaissancebauwerk mit seinen spätgotisch gefassten Fenstern und dem rundbogigen gestaffelten Giebel ist ein architektonisches Kleinod. Das Melanchthon-Haus (Bundesrepublik Mi 500, Berlin Mi 282) ist fast unverändert erhalten. Mit dem Studierzimmer des Hauses, in dem Melanchthon 24 Jahre lebte und in dem er am 19. April 1560 verstarb, bleibt eine wichtige Erinnerungsstätte der Reformation bewahrt.

Am rechten Rand sieht man Luthers Sterbehaus in Eisleben. Hier starb er auf seiner letzten Reise in die Grafschaft Mansfeld am 18. Februar 1546. Geburtshaus und Sterbehaus in Eisleben stehen für die Eckdaten von Martin Luthers Leben. Die beiden Häuser sind auch Denkmale bürgerlicher Lebensweise zur Zeit der Reformation und damit Zeugnisse für die soziale und geistige Basis der historischen Ereignisse. Das Geburtshaus beherbergte in dem so genannten „Schönen Saal“ bereits 1693 eine Gedenkstätte und gilt als eines der ältesten Geschichtsmuseen im deutschsprachigen Raum. Die Stadtkirche St. Marien gehört auch zum Kulturerbe, ist aber auf der neuen Briefmarke nicht dargestellt. Sie ist zu sehen auf vielen verschiedenen Bildpostkarten. In ihr hatte Luther über dreißig Jahre das Predigtamt inne, und sie war deshalb ein Hauptschauplatz des Reformationsgeschehens. Hier predigte Luther oft und führte die neuen Gottesdienstformen ein. Sie war aber auch ein Schauplatz der Radikalisierung der reformerischen Tendenzen, unter anderem des Bildersturmes vom 6. Februar 1522, den Luther wegen seines Wartburgaufenthaltes nicht verhindern konnte. Deswegen kehrte er nach Wittenberg zurück und hielt die berühmten Invokavitpredigten gegen die Bilderstürmer. Von diesem Zeitpunkt an ist die Stadtkirche St. Marien ein Mittelpunkt der Wittenberger Reformation. Eine Sehenswürdigkeit ist hier der Reformationsaltar von Lucas Cranach dem Älteren, eingeweiht 1547, ein  Jahr nach Luthers Tod.


2. Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin. So steht es auf der Briefmarke, stimmt aber nicht ganz. Das im linken Drittel des Markenbildes stehende Schloss ist in Rheinsberg in der Mark Brandenburg, steht also nicht in Berlin und nicht in Potsdam. Hier lebte in strenger Isolierung der preußische Kronprinz Friedrich - später König Friedrich der Große, der bei seinem Vater in Ungnade gefallen war. Später wurde es von seinem jüngeren Bruder Heinrich genutzt. In der Mitte sehen wir das Neue Palais im Potsdamer Park von Sanssouci und rechts das Schloss Charlottenburg in Berlin. Diese Marke gehört gewiss nicht zu den christlichen Motiven, es sei denn, man fügt sie in die Kirchenpolitik der preußischen Könige mit ein. Schließlich waren sie ja „Summi episcopi“, die obersten Bischöfe der evangelischen Kirche in ihrem Lande.


3. Die Klosterinsel Reichenau. Die 430 ha große Insel Reichenau liegt im westlichen Teil des Bodensees, inmitten einer der schönsten Landschaften Mitteleuropas. Seit mehr als 150 Jahren ist die größte der drei Bodenseeinseln über einen fast zwei Kilometer langen Damm mit dem Festland verbunden. Das im Jahre 724 von Wanderbischof gegründete Benediktinerkloster auf der „reichen Au“ war zwischen 800 und 1100 eines der geistigen und kulturellen Zentren des Heiligen Römischen Reiches. Lehrer von Rang unterrichteten an der Klosterschule. Berühmt sind ferner die Klosterbibliothek, die Reichenauer Malerschule und die Goldschmiedekunst. Die drei gut erhaltenen romanischen Kirchen sind hervorragende Beispiele der klösterlichen Architektur im frühen Mittelalter. Im ausgehenden Mittelalter verlor das Kloster an Bedeutung und wurde 1757 aufgehoben. Die Kirchen und Klostergebäude sind außergewöhnliche Zeugnisse des mittelalterlichen Klosterlebens. Im Jahre 2000 wurde die Klosterinsel Reichenau zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Einen ausführlichen Artikel hat unser Gildenbruder Walter Stephan geschrieben, als im Januar 2008 eine deutsche Sondermarke in der Reihe „Weltkulturerbe der UNESCO“ erschien.


4. Die Wartburg bei Eisenach im Thüringer Wald. Zu sehen ist auf ihr eine Ansicht von Nordosten und die Vogtei mit dem Nürnberger Erker. In diesem Gebäude ist die heute noch erhaltene Luther-Stube, wo Martin Luther als Junker Jörg (DDR Mi 2755) nach der Verhängung der Reichsacht im April 1521 zehn Monate versteckt war und mit der Übersetzung der Bibel anfing. Die Wartburg wurde 1999 in die Welterbeliste aufgenommen als „ein hervorragendes Denkmal der feudalen Epoche in Mitteleuropa“. Der Legende nach soll die Burg 1067 von Graf Ludwig dem Springer erbaut worden sein. Die Wartburg ist ebenso mit dem Sängerkrieg, der Heiligen Elisabeth und dem Fest der Burschenschaften 300 Jahre nach der Reformation verbunden. Durch ihre Lage an der ehemaligen innerdeutschen Grenze galt die Wartburg stets als Symbol für deutsche Einheit. Zu Ehren der Heiligen Elisabeth gibt es sehr viele Briefmarken. Schon oft ist die Wartburg auf Briefmarken dargestellt worden (Deutsches Reich Mi 261 und 474,  Bundesrepublik Mi 544 und 2211,  DDR Mi 402, 836, 1233-1235, 3350) und auch auf vielen Sonderstempeln und Bildpostkarten.


5. Der Aachener Dom. Er wurde 1978 als erstes deutsches Kulturdenkmal in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Der um 790 bis 800 unter Kaiser Karl dem Großen erbaute Dom ist bau- und kunstgeschichtlich von universeller Bedeutung und eines der großen Vorbilder religiöser Architektur. Zu einem Wunder der Baukunst erklärten die Zeitgenossen die Pfalzkapelle des fränkischen Kaisers. Mit ihrer oktogonalen Basilika und Kuppel ist sie das erste gewölbte Gebäude nördlich der Alpen und ist durch Bautradition der klassischen Antike beeinflusst und durch die byzantinische Architektur stark geprägt.


6. Das Rathaus und der Roland von Bremen. Diese sind ein Beispiel für die Entwicklung des Bürgertums und die Geschichte der Hanse. Zu christlichen Motiven ist diese Briefmarke nicht zu rechnen, allerdings hat die Geschichte der Hanse auch Einfluss auf die Kirchengeschichte. Man kann sie auch in Zusammenhang mit dem  Kirchentag 2009 in Bremen bringen, wo um das Rathaus herum viel los war.

Jan-Derk Aengeneyndt

Stand: 01.07.2009       © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.