St. Gabriel,
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1000 Jahre Burg Tangermünde
Kulturdenkmal in der Kirchenprovinz
Sachsen
Im Jahr 2009 wird die Burg Tangermünde
1000 Jahre alt. Hierzu gibt es eine
Gedenkmarke mit einem schönen Bild der
Stadt, wie sie heute aussieht. Zwanzig
Meter thront die Burg über Elbe und Tanger
und prägt das Stadtbild auf der
Flussseite. Die erste urkundliche
Erwähnung der Stadt erfolgte aber erst im
Jahre 1275. Warum zählt diese Briefmarke
zu den christlichen Motiven? Dafür gibt es
zwei Gründe:
1. Bischof Thietmar von Merseburg (975 -
1018) war ein wichtiger Chronist seiner
Zeit. In seiner 1009 verfassten Chronik
beschrieb er den Streit zweier Adliger
nahe der „civitas Tangermuthi“, einer
Grenzfeste zum Schutz gegen die Slawen. Es
war also ein Bischof, der diese Burg
erstmalig urkundlich erwähnte.
2. Zwischen den beiden Burgtürmen sieht
man den Turm der St. Stephanskirche. Sie
ist eine im Stil der norddeutschen
Backsteingotik errichtete Kirche und wird
zu den herausragenden Denkmalen
europäischen Ranges in diesem Baustil
gezählt. An der heutigen Stelle stand ein
Vorgängerbau, der bereits vor 1188
bestand. Teile dieses Baues sind
in den Neubau der heutigen Kirche
einbezogen worden. Das Querhaus bestimmte
die Breiten des Langhauses der heutigen
Kirche. So finden sich an der Nordseite
des Langhauses noch zwei romanische
Fenster, und Teile des Mauerwerks des
Vorgängerbaus sind erkennbar. Im späten
Mittelalter erfolgte in mehreren Phasen
der Bau der heute stehenden dreischiffigen
gotischen Hallenkirche. Geplant war die
Kirche mit zwei Türmen, aber nur einer
wurde vollendet, ähnlich wie beim
Straßburger Münster. Bei einem großen
Stadtbrand 1617 wurde auch die Kirche
beschädigt, die Spitze des Turmes stürzte
herunter. 1714 erhielt der Turm seine
heutige im Stil des Barock gestaltete
Turmhaube. Bemerkenswert ist die noch
weitgehend aus dem 17. Jahrhundert
erhaltene Innenausstattung. Die farbige
Raumgestaltung aus der Zeit der Spätgotik
wurde wieder hergestellt. Die steinerne
Kanzel im Stil der Spätrenaissance zeigt
Moses als Kanzelträger, der die
Gesetzestafeln betrachtet. Ein sehr großes
in diesen Dimensionen in der Altmark
einmaliges, barockes Hochaltarretabel
wurde 1705 aufgestellt. Es zeigt die
Kreuzigung Jesu Christi, Moses, Johannes
den Täufer, Petrus und Paulus. Von
besonderer Bedeutung ist die 1624 von Hans
Scherer dem Jüngeren geschaffene barocke
Orgel. Sie wurde 1994 von der bekannten
Orgelbaufirma Alexander Schuke in Potsdam
restauriert.
Nun zur Geschichte der Burg und der Stadt.
Sie hat etwas mit der Geschichte der Mark
Brandenburg zu tun. Heute liegt sie im
Land Sachsen-Anhalt, aber die
Landschaftsbezeichnung „Altmark“ weist
darauf hin, dass sie bis zur Zeit des
Wiener Kongresses 1815 zur preußischen
Provinz Brandenburg gehörte. Die Annexion
von sächsischen und anderen Territorien
veranlasste die preußische Regierung, sie
der neuen Provinz Sachsen zuzuordnen,
damit diese nicht zu klein ist.
Schon 928 besiegte der deutsche König
Heinrich I. die Slawen an der Elbe. Sein
Nachfolger Otto I. gründete 946 das Bistum
Havelberg und 948 das Bistum Brandenburg
(s. GABRIEL 6/2007, S. 137 - 138). Schon
bald darauf kam es zum Wendenaufstand 983,
Havelberg und Brandenburg wurden den
Christen wieder entrissen. Das führte zum
Bau der Burg Tangermünde, die wie oben
erwähnt, 1009 erstmalig urkundlich erwähnt
ist, aber sicher schon älter ist.
Das Stadtbild von Tangermünde hat sich
seit dieser Zeit mehrfach verändert. Am
stärksten prägte der römisch-deutsche
Kaiser Karl IV. (1316 - 1378) die Burg-
und Stadtgeschichte. Als König von Böhmen
hatte er 1373 die Verfügungsgewalt über
die Mark Brandenburg erhalten. Unter ihm
sollte die Stadt zum machtpolitischen
Zentrum des mittleren Reiches werden. Für
die Umgestaltung der Burg nahm der Kaiser
seine böhmische Residenz, den Hradschin in
Prag, zum Vorbild. 1640 zerstörten die
Schweden die schlossähnliche Anlage. Aus
der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg
sind das Tanzhaus von Karl IV. und der 50
m hohe Kapitelturm bis heute erhalten. Der
Stadtbrand von 1617 hat eine literarische
Bedeutung erhalten. Die Schuld an diesem
Brand gab man der Waise Grete Minde, die
aus Rache für das ihr vorenthaltene Erbe
gehandelt haben soll. Sie wurde zum Tode
auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Theodor
Fontane inspirierte dieses Ereignis zu
seiner gleichnamigen Novelle. Am
Stadtbrunnen ist eine Plastik mit dem Bild
von Grete Minde zu sehen. Nach dem Brand
entstanden viele prächtige Fachwerkhäuser.
Die Stadt konnte ihre Bedeutung als
Handelszentrum nicht behaupten und wurde
zu einer recht unbedeutenden Landstadt.
Während der Gründerjahre entstanden in der
Umgebung der Stadt neue Wohn- und
Industriegebiete. Der Altstadtkern wurde
in dieser Zeit, im Gegensatz zu den
meisten Städten in Europa, nicht
angetastet. Der Zweite Weltkrieg
hinterließ im Stadtzentrum kaum Spuren. In
der DDR-Zeit verschlechterte sich der
Zustand der Bausubstanz, aber die
wichtigsten Denkmale wurden gesichert, was
die Restaurierung nach der Wende
erleichterte. Eine Besichtigung dieser
schönen alten Stadt ist in jedem Fall
lohnenswert.
Jan-Derk Aengeneyndt |