St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem DEZEMBER-GABRIEL 2008

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Die Schlosskirche zu Blieskastel 

Graf Franz Carl von der Leyen berief 1775 die rheinischen Franziskaner – Rekollekten genannt - zur Gründung eines Klosters mit einer Lateinschule in seine Residenzstadt Blieskastel. So entstand neben dem Klosterbau in der kurzen Zeit von 1776 bis 1778 die Franziskaner-Klosterkirche – die heutige Schlosskirche. Am 28. Oktober 1778 wurde das Gotteshaus zu Ehren der hl. Mutter Anna und des Apostels Philippus geweiht.

Das 17. und 18. Jahrhundert bevorzugt bei Bettelordenkirchen den Saalbautypus, oft mit abgesetztem Chor. Die Schlosskirche ist ein Saalbau von fünf Achsen und einem eingezogenen Chor mit unregelmäßig polygonalem Abschluss. Türme sind nicht vorhanden. Lediglich über dem Chor und am Westende sitzen zwei Dachreiter. Damit schließt sich die Schlosskirche dem schon seit dem 13. Jahrhundert gebräuchlichen Typus einer Bettelordenskirche an. Der hinter der Westgiebelspitze aufgesetzte Dachreiter ist im unteren Teil kompakter als der östliche, wird aber über der Schweifhaube noch um ein weiteres sehr schlankes Geschoß mit gedrückten Dreiecksgiebeln in den Haupthimmelsrichtungen und flachem Altanabschluss in die Höhe getrieben. Ein wenn auch bizarres, malerisches aber charakteristisches Wahrzeichen in der Stadtsilhouette von Blieskastel.

Der architektonisch hervorragenste Teil der Schlosskirche ist ihre prächtige fast überladene Schmuckfassade mit dem Portalaufbau. Zu beiden Seiten des Türbogens stehen zwei toskanische Säulen, die einen Architrav mit dreieckigem Giebelfeld tragen. Auf ihm sieht man das "Auge Gottes" inmitten einer von Strahlen durchbrochenen Wolkenschicht, aus der vier Engelsköpfe hervorragen. Links und rechts des Eingangs befindet sich jeweils ein elliptisches Fenster, das eine geschweifte Überdachung aufweist. Oberhalb der Portalanlage ist ein großes Rundfenster von einer Girlande umrahmt. Die Porträts auf den das Rundfenster flankierenden Vasen zeigen auf dem rechten Medaillon Franz Carl von der Leyen mit Lorbeerkranz und links seinen Sohn Philipp Franz. Senkrecht über den elliptischen Fenstern folgen viereckige Fenster mit Balusterbrüstungen und Spitzgiebelabschlüssen. In die Mauer eingebaute dorische Halbpfeiler und schmälere mittlere Pilaster unterstützen ein steinernes Gebälk, das sich aus einem Triglyphenfries und einem weit vorspringenden Kranzgesims zusammensetzt.

Den oberen Teil der dekorativen Wand nimmt eine Pfeilerarchitektur ein. Die Nische in der Mitte dieses Fassadenabschnittes ist der Standplatz des hl. Sebastian, des Schutzpatrons der Pfarrei und der Stadt Blieskastel. Beherrschend krönt den Giebel das mit einer Grafenkrone ausgestattete von der Leyen-Wappen und das Leyen-Dalbergsche Allianzwappen.

Die nördliche Langseite der Kirche hat eine vertikale Gliederung durch kräftige, flache Pilaster. Darüber läuft der Triglyphenfries hin, der sich von der Westfassade her fortsetzt. Die sechs Fenster haben sorgfältig profilierte Gewände, die ein dreiteiliger mit Muschelornamenten verzierter Bogen überwölbt. Die Südflanke des Gebäudes wurde baulich äußerst einfach behandelt. Echt barockes Gepräge hat das schiefergedeckte Dach, dessen nördliche Seite gefällig konstruierte Gauben und Ochsenaugen-Luken als bereichernde Attribute besitzt.

Die Innenwandgliederung der Schlosskirche zeigt außer den Kapitellen nur rein klassizistische Motive. Der Innenraum wird bestimmt durch die reiche Wandgliederung. Durch die umziehende Gliederung und die kräftige Kehle der Flachdecke, das umlaufende Gesims und die Bewegung der Wand werden Chor und Langhaus zu einem lichtdurchfluteten Raum zusammengefasst. Da das Glas der Fenster nicht bemalt wurde, gestattet es das Einströmen einer Lichtfülle, die zur barocken Lebhaftigkeit des Gebäudes in wohltuendem Einklang steht. Aus der Erbauungszeit der Schlosskirche stammen Altaraufsatz, Kanzel, Taufbecken, Weihwasserbecken, Opferstock, Anrichtetisch und Chorstühle. Rechts im Altarraum war das gräfliche Oratorium. Der Innenraum der Schlosskirche mit seiner zarten Formengestaltung gilt als eine der gelungensten Raumschöpfungen des ausgehenden 18. Jahrhunderts im südwestdeutschen Raum.

Unter der Kirche befindet sich eine geräumige Krypta die nach dem plötzlichen Tode des Grafen Franz Carl bis 1784 als Begräbnisstätte der Grafen von der Leyen und der Patres des Franziskanerklosters angelegt wurde. Der Hauptraum enthält die Gräber der beigesetzten Konventualen und der letzten Regenten von Blieskastel. Durch einen kurzen, schmalen Gang gelangt man in die Kapelle der Krypta. In ihr steht ein steinerner Altar. An der Evangelienseite des Altares wurde Graf Franz Carl beigesetzt.

Briefmarken zeigen die Schlosskirche: Michel Saargebiet 162, Marke von Saarriva zum 230. Jahrestag der Einweihung 2008 und den Stempel zur Kirchweih 2008 mit dem Stadtpatron St. Sebastian.

HHB                    

Stand: 31.12.2008       © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.