St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem August-GABRIEL 2008

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Die Pfeilenmadonna von Blieskastel

Auf dem Han, einer Anhöhe über dem Bliestal, errichtete 1682-1683 "Meister Thomas Gampfer" an Stelle einer kleineren Kapelle die Heilig-Kreuz-Kapelle. Bauherren waren die in Koblenz regierenden Freiherren Carl Caspar und Damian Wolf von der Leyen, deren Wappen das Portal ziert. In ihr wird das von Legenden umwobene Gnadenbild "Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen" verehrt. Überliefert ist die Geschichte von einem Eremiten, der auf dem Brudermannsfeld bei Bebelsheim ein Vesperbild verehrte. Vagabundisierende Soldaten beschossen mit Pfeilen die Marienstatue. Die Pfeile blieben stecken und es floss Blut aus den entstandenen Wunden des Schnitzwerkes. Es wird berichtet, dass Gräfin Elisabeth von Blieskastel, die an einer Augenkrankheit litt, durch Berühren der Statue von ihrem Leiden geheilt wurde. Sie stiftete 1247 in Gräfinthal ein Kloster, welches nun das Gnadenbild bewahrte. Betreut wurde das Kloster von den Wilhemiten. Als die Stiftsherren 1786/86 Gräfinthal verließen und nach Blieskastel gingen, nahmen sie das Gnadenbild mit. Die Ausleerungskommission der Französischen Republik ließ das Gnadenbild "Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen" 1794 zur Versteigerung ausrufen. Den Zuschlag erhielten "die Jungfern von Blieskastel". Man stellte es nun in die Sebastianskirche, der Pfarrkirche von Blieskastel. Nach Auflassung der Sebastianskirche im Jahre 1809 wurde das Gnadenbild in die neue Pfarrkirche von Blieskastel – die Schlosskirche - übertragen und zur Verehrung am linken Seitenaltar aufgestellt 1829 fand das Gnadenbild "Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen“ in der Kreuzkapelle auf dem Han eine neue Heimat. Hier stand es unbeachtet mit Kleidern verhüllt an der linken Seitenwand ziemlich hoch auf einer Konsole. Neu entdeckt wurde es erst wieder 1911 auf Anfrage des Gymnasialdirektors M. Basler aus Saargemünd. Bis 1924 betreute die Stadtpfarrei die Kreuzkapelle. Mit Einzug der Kapuziner in Blieskastel 1925 übernahmen diese die Wallfahrtsseelsorge.  Am 10. Juli 2005 erfolgte die offizielle Übergabe der Wallfahrt von den Kapuzinern an die Franziskaner-Minoriten.

Mit dem Vesperbild Unsere liebe Frau mit den Pfeilen - auch Pfeilenmadonna genannt - (Mi. 102, 103, 194, 271) einer mehrfach restaurierten Vespergruppe aus dem 13. Jh., besitzt das Wallfahrtskloster zu Blieskastel in der Hl. Kreuz-Kapelle ein Gnadenbild über dessen Herkunft es folgende Legende gibt.

Vor etwa 700 Jahren kam ein fremder Rittersmann
in die Gegend unweit von Bliesmengen-Bolchen. Er hatte der Welt entsagt und begehrte nichts mehr, als im einsamen Wald ein stilles, frommes Einsiedlerleben zu führen. Brudermann nannten ihn die Leute, und Brudermannsplatz heißt heute noch der Platz, wo er seine Klause erbaute. In dieser Einsamkeit schnitzte der kunstfertige Mann einst aus Eichenholz ein Bild der Schmerzensmutter, wie sie den toten Sohn auf dem Schoße hält. In der Höhlung eines alten Eichbaumes neben der Klause stellte er das Bild auf, betete vor ihm morgens und abends und umwand es mit einem Kranz von Waldblumen. Aber eines Tages überfielen räuberische Gesellen des Brudermanns Klause und misshandelten ihn sehr, weil sie nicht die geringsten Schätze bei ihm fanden. In seinem Übermut legte einer der Räuber sogar die Armbrust auf das Bildnis in der Eiche an. Fünf Pfeile schoss er hinein, und fünf eiserne Pfeilspitzen blieben im Leib des Herrn und der Gottesmutter stecken. An den Stellen, wo die Pfeile in dem Holz stecken blieben, brach blutroter Schweiß hervor! Entsetzt und beschämt flohen die wilden Gesellen davon. Die Kunde davon verbreitete sich bald in der ganzen Gegend. Es gab einen großen Zulauf des Volkes zu dem Bildnis des Einsiedlers, das seitdem "unsere liebe Frau mit den Pfeilen" genannt wird. So ließ sich auch ein blinder Mann hinführen; er betete inständig vor dem Bilde und bestrich seine längst erloschenen Augen mit dem Blutschweiß der Wunden, und von der Stunde an sah er wieder. Von diesem Wunder hörte die junge Gräfin Elisabeth in Blieskastel, die an einer überaus schmerzhaften Augenkrankheit litt. Mit ihrem ganzen Hofgesinde ritt sie hinüber zur Brudermannsklause und bestrich dort die kranken Augen mit dem roten Blutschweiß, der an den Pfeilspitzen noch immer herausquoll. Und augenblicklich wurde sie von ihrem Leiden befreit. Aus Dankbarkeit baute sie in dem quellreichen, warmen Wiesental nicht weit von der Klause eine Kirche für das Bild des Brudermannes und das Kloster Gräfinthal.

Am 27. November 1787 kam das Gnadenbild nach Blieskastel und wurde in der alten Pfarrkirche St. Sebastian in Blieskastel aufgestellt. 1797 wollten die Bliesmengener, zu deren Pfarrei Gräfinthal gehörte, das Bildnis zurück haben.
Das erfuhr auch die Ausleerungskommission im Jahre 1796, die in Folge der Franz. Revolution, als französische Besatzungsmacht, jeden Pfennig aus den geschundenen Ländern und ihren Untertanen herausquetschte und ließ das Bild versteigern. Bei der Versteigerung überboten die Blieskastler Jungfrauen, die in jener Zeit noch recht zahlreich und aktiv waren, die Bliesmengener. 1809 wurde das Gnadenbild in die Schlosskirche von Blieskastel übertragen, wo es unbeachtet von der Allgemeinheit ein verstaubtes Dasein an einem Seitenaltar fristete. Als sich die Gemeinde der Schlosskirche sich entschloss, ein "schönes Bild der Gottesmutter" anzuschaffen, erfolgte 1829 die feierliche Übertragung des Gnadenbildes in die  Heilig-Kreuz-Kapelle auf dem Han, einem Höhenrücken, der sich am Rande des Bliestales erhebt. 1911 wurde das Gnadenbild "Unserer Lieben Frau mit den Pfeilen" wieder entdeckt und in München restauriert. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass die eisernen Pfeilspitzen aus dem 13. Jh. stammen und  mit dem Alter der Statue identisch sind. Seit der Wiederentdeckung des Gnadenbildes 1910, wird es von vielen Pilgern das ganze Jahr über aufgesucht und verehrt. 1990 wurde eine weitere Restaurierung vorgenommen und die Statue ihrer Patina beraubt, so dass der Beschauer sie heute in "hellem Glanze" sehen kann und sich insgeheim den Staub von 1809 zurückwünscht.
In den Jahren 1933 und 1934 wurde ein Gelegenheitsstempel - heute würde man Ortswerbestempel sagen - mit dem Gnadenbild "Unsere Liebe Frau  von den Pfeilen" beim Postamt
Blieskastel geführt, der unter den Sammlern sowohl der Saarmarken  als auch der von Madonnenmotiven sehr gesucht ist.

Zum Klosterfest 2008 gab es eine Briefmarke mit Sonderstempel des Privatdienstleisters Saarriva.

Herbert Bölke

Stand: 12.09.2008       © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.