St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem März-GABRIEL 2008

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Vendôme – Kleine Stadt mit großer Vergangenheit

Vendôme, eine kleine Kreisstadt zwischen Tours und Chartres im Département Loir-et-Cher, wurde am 11. Februar 2008 mit einer neuen französischen Tourismus-Marke geehrt. Auf der Marke sehen wir im Vordergrund eine Wasserfläche, dahinter am Ufer einen großen Gebäudekomplex mit einem spitzen Kirchturm und im Hintergrund einen weiteren Kirchturm, den der Kirche Ste. Madeleine. Vendôme liegt auf einem Inselsystem, das vom Wasser des Loir umflossen und durchflossen wird, der seinerseits in die Sarthe und dann in die Loire mündet. Diese Insellage bescherte dem Ort schon seit der Jungsteinzeit durch alle Kulturepochen hindurch eine gewisse Bedeutung, auch wenn die Stadt heute kaum mehr als 20.000 Einwohner zählt.

In die geschichtliche Zeit fällt die Gründung der Benediktinerabtei Ste. Trinité (Heiliggeist) im Jahr 1034 durch die Grafen von Anjou. Kaiser Heinrich III. hatte dem Gründer Geoffroy II. die „heilige Träne“ geschenkt, eine Reliquie, die Jesus am Grab des Lazarus vergossen haben soll. Diese Reliquie wurde dem Kloster bei der Weihe 1040 gestiftet, und es wurde bis zur Französischen Revolution zu einem bedeutenden Wallfahrtsziel. Der Abt des Klosters war seit 1062 Kardinal der römischen Titelkirche Santa Prisca; die Abtei selbst wurde am Ende des 11. Jh. dem Heiligen Stuhl unmittelbar unterstellt. Auch mit Cluny bestanden in dessen Blütezeit enge Verbindungen. Aber 1768 lebten in dem Kloster nur noch 10 Mönche, und 1791, im Zuge der Französischen Revolution hörte es auf Kloster zu sein.

Die Klostergebäude stammen in der Hauptsache aus dem 17. und 18. Jh., wohingegen die dreischiffige Klosterkirche mit fünf Apsiden noch Mauerteile aus dem 11. Jh. aufweist. Die Chorpartie ist spätgotisch, das Querschiff in seinen Grundmauern – wie erwähnt – aus dem 11. Jh. Vom 14. Jh. wurden die Joche des Hauptschiffs erbaut, allerdings erst nach dem Ende des Hundertjährigen Krieges zwischen Frankreich und England fertiggestellt. Die großartige spätgotische Fassade wurde zu Beginn des 16. Jh. erbaut, vom Baumeister des jüngeren Turms der Kathedrale von Chartres. Charakteristisch für die Kirche ist der hohe Glockenturm, der vor der Fassade und von der Kirche selbst getrennt 80 m aufragt. Er wurde schon im 12. Jh. errichtet und diente seinerseits dem älteren Turm von Chartres als Vorbild. Von unten nach oben werden Fenster und Öffnungen immer graziler und stärker ausgearbeitet, unterhalb des spitzen Turmhelms geht der Grundriß vom Quadrat zum Achteck über, betont durch vier Ecktürmchen, die auf der Marke gut zu sehen sind.

Im Innern sind bemerkenswerte Kapitelle zu entdecken, ebenso ein hervorragendes Chorgestühl vom Ende des 15. Jh. Unter den Buntglasfenstern ist ein Fenster mit einer Madonna mit Kind aus dem 12. Jh. (Vitrail Majesté Notre-Dame) hervorzuheben, außerdem das schönste Fenster mit dem Titel « Das Gastmahl des Simon ».

Was die Stadt selbst angeht, sei darauf hingewiesen, daß Honoré Balzac hier im Kolleg der Oratorianer im Alter von 8 Jahren am 22. Juni 1807 als Schüler aufgenommen wurde – eine Schulzeit, die der große Schriftsteller nicht in bester Erinnerung behielt.

GJT

Literatur: M. u. W. Stephan, Benediktinische Stätten in Frankreich, Bd. 2, St. Ottilien 2002; Guide Michelin, Châteaux de la Loire.

Stand: 28.03.2008        © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.