St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Juli-GABRIEL 2007

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Palma de Mallorca – Die Kathedrale

Bei vielen unserer Zeitgenossen hat Mallorca einen schlechten Ruf: Sei es das bunte Treiben à la „Ballermann“, sei es wegen der Inbesitznahme von Land und Natur durch Angehörige des Jet-Sets. Aber die Hauptstadt Palma zum Beispiel besteht nicht nur aus der Strandpromenade, sondern kann auf eine jahrhundertealte Geschichte und damit verbundene Architektur zurückblicken.

Die diesjährige spanische Nationale Philatelie-Ausstellung fand in Palma statt, und dies war – wie in jedem Jahr – Anlaß für die spanische Post, einen Block (2,43 €, 16.4.2007) mit einem markanten Bauwerk auszugeben. Sowohl auf dem Blockrand wie auf der eigentlichen Briefmarke sehen wir im Vordergrund den Almudaina-Palast, den Sitz der islamischen Herrscher der Insel, der später, im 13. und 14. Jh. zur Residenz der Könige von Mallorca wurde und heute ein Museum beherbergt. Die Fassade mit ihrer zinnenbewehrten von Türmen flankierten Galerie ist dem Meer zugewandt. Der Palast umfaßt auch eine Kapelle, die der hl. Anna geweiht ist und ein interessantes Altarbild aus dem 15. Jh. besitzt.

Unser Hauptaugenmerk jedoch fällt auf das Hauptbauwerk der Darstellung, die Kathedrale von Palma, auch „La Seu“ genannt, d.h. der Sitz des Bischofs von Mallorca. Sie wurde auf den Ruinen einer Moschee im Stil der levantinischen Gotik, beginnend 1229, errichtet. Diese Epoche ist die Zeit der Rückeroberung der Insel durch die Krone von Aragón; die Weihe der Kathedrale erfolgte 1346, wenn auch die Arbeiten an ihr noch über die nächsten Jahrhunderte fortdauerten, und zwar bis 1601. Mit ihren hohen Gewölben ist sie eine der höchsten Kathedralen des Abendlandes. Zahlreiche Baumeister wirkten hier im 14. Jh.; sie kamen aus Spanien, aber auch aus Frankreich und Deutschland, womit Ähnlichkeiten mit verschiedenen Bauwerken des Festlands erklärt werden. 1430 wurde das nördliche Seitenschiff eingewölbt, womit die Hälfte des Baus fertiggestellt war. 1498 wurde das Portal de l’Almoina geschaffen, zwischen 1594 und 1601 das Hauptportal von Miquel Verger, damit das Ende der Bauzeit wie bereits oben vermerkt. Die Gewölbe stürzten im 17. und 18. Jh. mehrfach ein, was auf die zu geringe Stärke der Säulen im Verhältnis zu den Bogenöffnungen zurückgeführt wird. Das Gesamtbauwerk ist 121 m lang und 55 m breit; es handelt sich um eine dreischiffige Hallenkirche ohne Querschiff mit drei Kapellen mit geradem Abschluß am Chorhaupt und auf jeder Seite sieben Kapellen zwischen den Strebepfeilern. Charakteristisch für den Eindruck im Innern ist die große Rosette über der Chorapsis mit einem Durchmesser von 11,50 m, der größten Rosette der Welt. Bemerkenswert ist auch ihre Anordnung über dem Chor, während Rosetten sich normalerweise an den Fassaden des Hauptschiffs oder der Querschiffe befinden.

Hinsichtlich der Portale ist zu bemerken, daß das Hauptportal sich nicht an der Westseite, sondern an der südlichen Längsseite, dem Meer zugewandt, befindet. Aus diesem Grund trägt es auch den Namen „Portal del Mirador“ (Portal des Ausblicks). Das hier dargestellte Thema ist ebenfalls nicht eines der klassischen Themen, sondern das des Letzten Abendmahls. Es wird erzählt, daß dieses Thema bewußt gewählt wurde, weil sehr viele konvertierte Juden in Palma wohnten. Ihnen sollte ein rein christliches Thema, die Wandlung von Brot und Wein, ohne Bezug auf das Alte Testament, nahegebracht werden. Am gegenüberliegenden Nordportal befindet sich eine der besten Beispiele gotischer Kunst auf Mallorca: ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln, Werk von Guillermo Sagrera, der auch die Börse von Palma gebaut hat. Auch im 20. Jh. wurden Umbauarbeiten durchgeführt, die von keinem Geringeren als Antonio Gaudí zwischen 1904 und 1914 geleitet wurden. Diese Umbauten fanden nicht überall Zuspruch, zumal alte wertvolle Bauteile vernichtet wurden wie der Corredor dels Ciris im Mudéjar-Stil.

GJT

Stand: 21.06.2007        © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.