St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Juni-GABRIEL 2007

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Wieder eine italienische Kathedrale: Orvieto

In der am 16. März 2007 ausgegebenen Serie von vier Marken für italienische Regionen können wir zwei Marken mit religiösem Motiv verbuchen: das Stadtbild von Ascoli Piceno mit seiner Kathedrale für die Region Marken und die Fassade der Kathedrale von Orvieto für die Region Umbrien. Umbrien umfaßt kunsthistorisch so bedeutende Städte wie Spoleto, Perugia und Assisi, aber dennoch ist die Wahl Orvietos und seiner Kathedrale eine gelungene Entscheidung.

Eine Marke aus dem Jahr 1979 (Mi 1650) zeigt bereits das Bild der auf einem Tuffsteinkegel erbauten Stadt und die alle Häuser überragende Kathedrale, den Duomo. Nun finden wir auf dem neuen Wert zu 0,60 € den obersten Teil der Fassade und eine Madonnendarstellung, die zu einer auf der Fassade abgebildeten Verkündigungsszene gehört.

Orvieto war im Mittelalter eines der bedeutendsten politischen Zentren Italiens. Die Gründung des Doms geht auf das sogenannte Meßwunder von Bolsena zurück. Hier handelt es sich um einen Priester, Peter von Prag, der Zweifel an der Transsubstantiation, d.h. der Verwandlung der Hostie in den Leib Christi, hatte und bei dem während der Wandlung bei der von ihm zelebrierten Meßfeier 1263 die Hostie zu bluten begann. Das blutbefleckte Corporale, das bei dieser Hl. Messe verwendet worden war, kam 1264 in eine Kapelle in das wenige km entfernte Orvieto, wo der Papst residierte. Papst Urban IV. nahm dies zum Anlaß, ein neues Fest auszurufen: Fronleichnam, Corpus Christi. Im Jahr 1290 erfolgte die Grundsteinlegung des heutigen Doms durch Papst Nikolaus IV. persönlich. So spricht man von einem überdimensionalen Reliquiar für das Corporale.

Das spätromanische Langhaus mit der Schwarz-Weiß-Bänderung aus Bagnoregio-Lava und örtlichem Travertin geht wohl auf Pläne des Florentiner Dombaumeisters Arnolfo di Cambio zurück. Die turmartigen Nischen, die den Außenbau seitlich verstärken, sind hingegen typisch umbrisch. Die entscheidende gotische Prägung erhielt der Bau von Lorenzo Maitani. Dieser aus Siena stammende Bildhauer und Architekt übernahm 1305 die Bauleitung und entwarf die kostbare Fassade nach dem Vorbild der Domfassade seiner Heimatstadt. Sie wirkt wie goldgeschmückte Juwelenkunst, die in eine gewaltige Architektur umgesetzt wurde. Das Bildprogramm der Fassade aus farbigem Marmor und Mosaiken entspricht dem Patrozinium des Doms: Mariä Himmelfahrt. Die Mosaiken stellen das Leben der Gottesmutter dar, ihre Geburt im Wimperg des rechten Seitenportals, die Verkündigung oberhalb des linken Seitenportals und die Marienkrönung ganz oben in der Mitte über der Rosette.

Ein weiterer künstlerischer Höhepunkt der Fassade sind die vier zwischen 1310 und 1330 entstandenen Sockelreliefs, von denen die beiden äußeren Maitani zugeschrieben werden. Die Reliefs des ersten Pfeilers links erzählen die Schöpfungsgeschichte mit Tier- und Pflanzendarstellungen, mit der Erschaffung Evas aus der Rippe Adams und der Szene, in der sich Adam und Eva vor dem zürnenden Gott ducken. Die Reliefs des zweiten Pfeilers zeigen die Mosesgeschichte, auf dem dritten Pfeiler sehen wir Szenen aus dem Leben Jesu und Mariens; der vierte Pfeiler schließlich zeigt eindringliche Szenen des Weltgerichts.

Das Innere der Kirche ist eine Mischung aus romanischem Mauerwerk und gotischen Fenstern. Das Corporale wird in einer großen querschiffartigen Kapelle in einem 1338 von Ugolino da Vieris geschaffenen Reliquiar aufbewahrt. Es wird jeweils zu Ostern und zu Fronleichnam öffentlich gezeigt.

GJT

Stand: 10.06.2007        © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.