St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie |
Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.
|
St. Gabriel,
eine starke
Sammlergemeinschaft |
Mikael
Agricola
Die
protestantische Reformation erreichte
Schweden und Finnland in den 1520er
Jahren. Sie bezog ihre Stärke nicht vom
Volk oder der Priesterschaft, sondern aus
der Tatsache, daß sie durch königliche
Verordnung erfolgte. Ein Aspekt der
lutherischen Doktrin interessierte König
Gustav Wasa besonders: Sie befugte ihn,
die weltliche Macht der Kirche zu brechen
sowie Einkünfte und Vermögen auf den Staat
zu übertragen.
Der Übergang von der katholischen Lehre
zur lutherischen geschah ohne große
Streitigkeiten. Der eigentliche Reformator
in Finnland war Mikael Agricola. Der Sohn
eines Bauern besuchte in Wiborg die
Lateinschule (und nahm da Agricola zum
Familiennamen). Er übersiedelte nach
Turku, als sein Schuldirektor ihn mitnahm.
Agricola wurde der Schreiber des Bischofs
Martin Skytte und bald danach Kanzler. Der
Bischof schickte 1536 Agricola zum Studium
an die Universität Wittenberg. Dort wurde
er Schüler Martin Luthers und Philipp
Melanchthons. Unter der Anleitung
Melanchthons begann er schon dort das Neue
Testament zu übersetzen. 1539 beendete
Agricola sein Studium mit dem Magistergrad
und kehrte zurück nach Finnland.
Nach
seiner Rückkehr wurde Agricola zum
Mitglied des Domkapitels und Rektor der
höchsten Lehranstalt der Diözese ernannt.
Nach des Bischofs Tod 1550 wurde er ohne
päpstliche Approbation dessen Nachfolger
und setzte sich für die Belange der
Reformation ein. Die Bischöfe Agricola zu
Turku und Paul Juusten zu Wiborg in
Ostfinnland wurden 1554 im Dom von
Strängnäs ordiniert. Der Episkopat bestand
in Schweden und Finnland anders als in
einigen anderen evangelischen Kirchen
weiter.
Die literarische Tätigkeit Agricolas ist
untrennbar mit seiner reformatorischen
Arbeit verbunden. Sein erstes gedrucktes
Werk war zugleich das erste in finnischer
Sprache gedruckte Büchlein, das ABC-Kiria
1543. Diese Fibel enthält auch einen
Katechismus (u.a. das Glaubensbekenntnis
und das Vaterunser). Agricola
veröffentlichte 1544 (Rucuuskiria
Bibliasta) ein Gebetbuch nach Texten der
Bibel, insgesamt 877 Seiten. Er übersetzte
Teile vom Alten Testament, besonders
Psalmen. Seine wichtigste Leistung war die
Übersetzung des Neuen Testaments ins
Finnische (Se Wsi Testamenti), die er 1548
in Stockholm publizierte. Agricola bat den
König um finanzielle Hilfe für die
Übersetzungsarbeit - ohne Erfolg. Dadurch
konnte er nie die gesamte Bibelübersetzung
ins Finnische verwirklichen.
Finnlands Ostgrenze ist immer unruhig
gewesen. Schweden und Rußland lagen auch
1554-57 in Karelien im Krieg. König
Gustav Wasa sandte eine große Delegation
zur Friedensverhandlung nach Moskau. Der
Friedensvertrag wurde schließlich in
Nowgorod unterzeichnet. Bischof Agricola
war Mitglied in dieser Delegation und
starb auf der Rückreise in Karelien am 9.
April 1557.
Mikael Agricola ist der Vater der
finnischen Schriftsprache und der
Reformator Finnlands. Anläßlich des
Jubiläumsjahres (450 Jahre seit seinem
Tod) wurde ein Block herausgegeben, der
zwei Briefmarken enthält. Auf der ersten
Marke ist das ABC-Buch zu sehen, auf der
zweiten Marke ein von Lucas Cranach
gezeichnetes Bild vom Prediger aus
Agricolas Gebetbuch. Man kann jene zweite
Marke mit der schwedischen Marke von
Reformator Olavus Petri vergleichen (Mi
367). Die Zeichnung ist nach dem Bild vom
Gebetbuch Olavus Petris. Olavus Petri
hatte auch in Wittenberg studiert.
Auf Agricola-Briefmarken ist jedesmal ein
Buch abgebildet (Finnland Mi 182, 356-357,
899). Das Neue Testament in finnischer
Sprache war die Ursache für Briefmarken im
Jahre 1948. Den Dom in Turku sieht man
auch auf vielen Briefmarken, zum ersten
Mal schon im Jahr 1929 (Mi 141).
Als kirchlicher Reformator war Agricola
sehr besonnen. Vor der katholischen
Tradition hatte er Respekt und bewahrte
alles, was nicht direkt gegen das
lutherische Denken sprach. Laut Luther ist
die Bibel das höchste Gut des christlichen
Glaubens. Doch die Hauptsache der
Reformation ist, daß jeder das Wort Gottes
in seiner eigenen Muttersprache kennen
lernt.
Pertti Mäkeläinen
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