St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem April-GABRIEL 2007

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Mikael Agricola

Die protestantische Reformation erreichte Schweden und Finnland in den 1520er Jahren. Sie bezog ihre Stärke nicht vom Volk oder der Priesterschaft, sondern aus der Tatsache, daß sie durch königliche Verordnung erfolgte. Ein Aspekt der lutherischen Doktrin interessierte König Gustav Wasa besonders: Sie befugte ihn, die weltliche Macht der Kirche zu brechen sowie Einkünfte und Vermögen auf den Staat zu übertragen.

Der Übergang von der katholischen Lehre zur lutherischen geschah ohne große Streitigkeiten. Der eigentliche Reformator in Finnland war Mikael Agricola. Der Sohn eines Bauern besuchte in Wiborg die Lateinschule (und nahm da Agricola zum Familiennamen). Er übersiedelte nach Turku, als sein Schuldirektor ihn mitnahm. Agricola wurde der Schreiber des Bischofs Martin Skytte und bald danach Kanzler. Der Bischof schickte 1536 Agricola zum Studium an die Universität Wittenberg. Dort wurde er Schüler Martin Luthers und Philipp Melanchthons. Unter der Anleitung Melanchthons begann er schon dort das Neue Testament zu übersetzen. 1539 beendete Agricola sein Studium mit dem Magistergrad und kehrte zurück nach Finnland.

Nach seiner Rückkehr wurde Agricola zum Mitglied des Domkapitels und Rektor der höchsten Lehranstalt der Diözese ernannt. Nach des Bischofs Tod 1550 wurde er ohne päpstliche Approbation dessen Nachfolger und setzte sich für die Belange der Reformation ein. Die Bischöfe Agricola zu Turku und Paul Juusten zu Wiborg in Ostfinnland wurden 1554 im Dom von Strängnäs ordiniert. Der Episkopat bestand in Schweden und Finnland anders als in einigen anderen evangelischen Kirchen weiter.

Die literarische Tätigkeit Agricolas ist untrennbar mit seiner reformatorischen Arbeit verbunden. ­Sein erstes gedrucktes Werk war zugleich das erste in finnischer Sprache gedruckte Büchlein, das ABC-Kiria 1543. Diese Fibel enthält auch einen Katechismus (u.a. das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser). Agricola veröffentlichte 1544 (Rucuuskiria Bibliasta) ein Gebetbuch nach Texten der Bibel, insgesamt 877 Seiten. Er übersetzte Teile vom Alten Testament, besonders Psalmen. Seine wichtigste Leistung war die Übersetzung des Neuen Testaments ins Finnische (Se Wsi Testamenti), die er 1548 in Stockholm publizierte. Agricola bat den König um finanzielle Hilfe für die Übersetzungsarbeit - ohne Erfolg. Dadurch konnte er nie die gesamte Bibelübersetzung ins Finnische verwirklichen.

Finnlands Ostgrenze ist immer unruhig gewesen. Schweden und Rußland lagen auch 1554-­57 in Karelien im Krieg. König Gustav Wasa sandte eine große Delegation zur Friedensverhandlung nach Moskau. Der Friedensvertrag wurde schließlich in Nowgorod unterzeichnet. Bischof Agricola war Mitglied in dieser Delegation und starb auf der Rückreise in Karelien am 9. April 1557.

Mikael Agricola ist der Vater der finnischen Schriftsprache und der Reformator Finnlands. Anläßlich des Jubiläumsjahres (450 Jahre seit seinem Tod) wurde ein Block herausgegeben, der zwei Briefmarken enthält. Auf der ersten Marke ist das ABC-Buch zu sehen, auf der zweiten Marke ein von Lucas Cranach gezeichnetes Bild vom Prediger aus Agricolas Gebetbuch. Man kann jene zweite Marke mit der schwedischen Marke von Reformator Olavus Petri vergleichen (Mi 367). Die Zeichnung ist nach dem Bild vom Gebetbuch Olavus Petris. Olavus Petri hatte auch in Wittenberg studiert.

Auf Agricola-Briefmarken ist jedesmal ein Buch abgebildet (Finnland Mi 182, 356-357, 899). Das Neue Testament in finnischer Sprache war die Ursache für Briefmarken im Jahre 1948. Den Dom in Turku sieht man auch auf vielen Briefmarken, zum ersten Mal schon im Jahr 1929 (Mi 141).

Als kirchlicher Reformator war Agricola sehr besonnen. Vor der katholischen Tradition hatte er Respekt und bewahrte alles, was nicht direkt gegen das lutherische Denken sprach. Laut Luther ist die Bibel das höchste Gut des christlichen Glaubens. Doch die Hauptsache der Reformation ist, daß jeder das Wort Gottes in seiner eigenen Muttersprache kennen lernt.

Pertti Mäkeläinen

Stand: 20.03.2007        © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.