St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem November-GABRIEL 2006

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Jesuiten – Verbreiter des Chinins

Jesuitenpulver – Jesuitenrinde - Jesuitentee

Chinin wirkt schmerzstillend und fiebersenkend. Es wird bei Malaria und grippalen Infekten verabreicht und ist in vielen Erfrischungsgetränken als Bittermacher - Geschmackstoff (Tonic water, Bitter Lemon....) enthalten.

Es wird aus der Rinde von Bäumen im Hochwald der Anden (Venezuela, Brasilien) gewonnen, ist dort seit über 250 Jahren bekannt und wird therapeutisch verwendet. Es kam im 17. Jh., vorwiegend durch Jesuiten, nach Europa und in die ganze Welt. 1658 annoncierte die Zeitschrift "Mercurius Politicus" das neue Mittel, das unter dem Namen "Jesuitenpulver" in verschiedenen Apotheken Londons bezogen werden konnte. 1687 war das Pulver in der deutschen Arzneitaxe angegeben. Im 19. Jh. wurde der Wirkstoff wissenschaftlich geklärt.

Um 1630 lernten spanische Jesuiten die Wirkung der Chinarinde kennen. Ein Indianer hatte einen Jesuiten durch die Chinarinde von der Malaria geheilt. Auf den Rat von Jesuiten hin nahm die Gräfin von Chinon, die Gemahlin des Vizekönigs von Peru, die hoch fieberte, dieses Mittel und wurde geheilt. Darauf ließ sie große Mengen der Chinarinde sammeln und an Kranke verteilen, dies vor allem durch das Jesuitenkolleg in Lima. 100 Jahre später hat der Naturforscher Karl Linné dem Pulver den wissenschaftlichen Namen Cinchona (Namen der Gattin des Vizekönigs) gegeben.

Die zentrale Ordensstruktur der Jesuiten begünstigte die rasche Verbreitung des "Jesuitenpulvers". P. Bamabas Cobo SJ (1582-1637) brachte 1632 in seiner Eigenschaft als Prokurator der peruanischen Provinz erstmals die Chinarinde nach Europa (Spanien, Rom). Ebenso brachte sein Nachfolger P. Bartolome Tarfur 1643 große Mengen des Pulvers nach Spanien und Frankreich. Die große Propaganda führte zur Namensgebung „Jesuitenpulver- Jesuitenrinde - Jesuitentee". Ein besonderer Förderer war Kardinal Johann de Lugo SJ (1583-1660) , der als Professor u. a. für die gesundheitliche Betreuung am Römischen Kolleg zuständig war. Er propagierte den Einsatz des Pulvers in Rom, zumal vor allem in den Sommermonaten die Malaria in den Tibersümpfen gefürchtet war. Ihm zu Ehren wurde das Pulver auch "Kardinalspulver" genannt. Besondere Verbreitung in der ganzen Welt fand das Pulver durch die Generalversammlung des Ordens 1646, 1650, 1652 in Rom. Die Teilnehmer aus Südamerika brachten große Mengen des Pulvers mit und machten entsprechende Werbung. Die Folge war die Verbreitung in Europa, im Orient, in Indien und China. Durch Apotheken und Häuser der Jesuiten wurde das ausgezeichnete Mittel bekannt und fand reiche Verbreitung.

Allerdings gab es auch Schwierigkeiten und Ablehnung, vor allem in protestantischen Ländern. Dies ging sogar so weit, daß der Brite Oliver Cronwell an Malaria starb, weil er sich geweigert hatte, das Jesuitenpulver einzunehmen. Jedoch durch wissenschaftliche Abhandlungen in verschiedenen Zeitschriften wurden die Vorwürfe und Bedenken widerlegt und die Bedeutung des Chinins hervorgehoben. So hat Fr. Pietro Paolo Pucciarini SJ (1600-1661), der Apotheker am Römischen Kolleg, sich für das Heilmittel eingesetzt und dem Chinin zum Durchbruch verholfen.

Der römische Arzt Ramazzini sagte: "Die Entdeckung des Jesuitenpulvers habe in der Geschichte der Heilkunde eine ähnliche Bedeutung wie die Entdeckung des Schießpulvers in der Geschichte des Kriegswesens". - Und daran hatten Jesuiten einen wesentlichen Anteil.

Aus den zahlreichen zum Thema Malaria und Chinin erschienenen Marken bilden wir ab: Kolumbien Cinchona lanceifolia (Mi 1619), Cinchona cordufolia (Mi 1621) und Cinchona ovalifolia (Mi 1623); ferner Rio Muni Zweig des Chinarindenbaums (Mi 12) und Zweig des Chinarindenbaums (Mi 43). Weitere Marken gibt es aus Polen (Mi 1348), aus Cuba (Mi 819), aus dem Kongo (Mi 120,122, 124), aus Ruanda (Mi 408).

Dr. Walter Nissel     

Stand: 05.10.2006        © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.