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Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem September-GABRIEL 2006

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Papst Gregor der Große – einer von zwei „Großen“ Päpsten

Die italienische Post gibt zum Gedenken an den heiligen Papst Gregor den Großen (540-604) am 2. September eine neue Marke (0,60 €) heraus, auf der ein Renaissance-Standbild von Nicolas Cordier in der Kirche Sant’ Andrea al Celio in Rom abgebildet ist. Weiter sehen wir im Hintergrund die Fassade der Basilika St. Gregor d. Große in Rom.

Neben Leo I. ist Gregor I. (Papst von 590 bis 604) der einzige Papst, dem die Nachwelt den Titel „der Große“ zugesprochen hat. Er stammte aus einer reichen Patrizierfamilie Roms, die bereits zwei Päpste (Felix III. und Agapet I.) hervorgebracht hatte. Nach einer guten Ausbildung war er zunächst Stadtpräfekt, wurde aber nach dem Tod seines Vaters Mönch und verwandelte den Familiensitz auf dem Caelius in das Kloster S. Andrea um. Aber er wurde aus seinem Klosterleben herausgerissen, zum Diakon geweiht und Ende 579 von Papst Pelagius II. als Nuntius nach Konstantinopel an den Kaiserhof entsandt. Nach seiner Rückkehr nach Rom 585/86 diente er dem Papst als Berater.

Nach dem Tod von Papst Pelagius II. wurde Gregor mit seltener Einmütigkeit zum Papst gewählt; Gregor versuchte alles, selbst mit einem Schreiben an den Kaiser Mauritius, um dieses Amt nicht auf sich nehmen zu müssen; am 3.9.590 wurde er trotz eigenen Protestes zum Bischof von Rom geweiht. Angesichts des Zusammenbruchs der Zivilverwaltung im Westteil des Reichs infolge der Langobardeneinfälle mußte er sich sowohl um weltliche Belange wie die Ernährung der Bevölkerung wie um geistliche Fragen kümmern. Aus diesem Grunde organisierte er das „Patrimonium Petri“, den späteren Kirchenstaat neu. Mit Tributzahlungen aus diesem Patrimonium konnte er das Langobarden-Problem lösen.

In einer Synode 595 reorganisierte er die Kurie; weiterhin stellte er in seiner Regula Pastoralis Regeln auf, denen die für ein geistliches Amt vorgesehenen Personen entsprechen mußten, und er unterband radikal alle simonistischen Versuche. Aus pastoraler Verantwortung predigte Gregor gern und viel oder ließ seine Predigten von einem Vertreter vortragen. Gregor kämpfte gegen die Titulierung des Patriarchen von Konstantinopel als „Ökumenischer (d.h. weltumfassender) Patriarch“, führte andererseits in seinen Urkunden den von allen späteren Päpsten übernommenen Papsttitel des Servus Servorum Dei, des Knechtes der Knechte Gottes, ein.

Papst Gregor I. entfaltete eine rege Missionstätigkeit, indem er die Beziehungen zwischen dem westgotischen Spanien und Rom verbesserte, die Langobarden zum Übertritt in die katholische Kirche bewog und den Mönch Augustinus aus seinem ehemaligen Andreaskloster mit genauen Instruktionen nach England sandte. Das Hauptkriterium seiner gesamten Theologie war die Bibel. Gregors Schriftauslegung verlangt das Herausarbeiten des offenen historischen und des verborgenen Schriftsinns. Dieses Schema liegt seinem Ijob-Kommentar zugrunde, der um 595 in 35 Büchern vollendet war. Das Werk wird als Handbuch der Moraltheologie verstanden, weil die moraltheologischen Erörterungen, basierend auf seiner außerordentlichen Menschenkenntnis, überwiegen. Vier Bücher Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum (Dialoge über das Leben und die Wunder der italischen Väter) berichten von Wundertaten, Prophezeiungen und Visionen; Buch 4,55 bildet die Grundlage der Gregorianischen Kirchenmusik.

Gregor war ein Mann von ungeheurer Kompetenz, Entschlossenheit und Energie. Seine ganze Regierungszeit hindurch war er nicht sehr gesund; als er starb war er gichtgeplagt und nicht mehr gehfähig. Gregor starb am 12.3.604 und wurde in Alt-St. Peter beigesetzt, seine Grabinschrift bezeichnet ihn als „Konsul Gottes“. Gregor der Große ist einerseits der „letzte Römer“ im Sinn der antiken Welt, andererseits der erste Papst des Mittelalters. Papst Bonifatius VIII. reihte ihn 1295 mit Ambrosius von Mailand, Augustinus und Hieronymus in die Zahl der vier großen lateinischen Kirchenlehrer ein.

GJT, nach Lexikon der Päpste und des Papsttums u. Reclams Lexikon der Päpste.

Stand: 21.09.2006        © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.