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850 Jahre Michaelskirche in Schwäbisch
Hall
Am 9. Februar gibt die Deutsche Post eine
Sondermarke heraus, die dem 850jährigen
Bestehen der St. Michaelskirche in
Schwäbisch Hall gewidmet ist. Sie zeigt
die Kirche, die die Dächer der Altstadt
weit überragt. Diese Kirche wurde am 10.
Februar 1156 vom Würzburger Bischof
Gebhard geweiht. Das Jahr 1156 ist
zugleich das Jahr, in dem Friedrich
Barbarossa der Stadt die Stadt- und
Marktrechte verlieh, ebenso die erste
schriftliche Erwähnung dieser sehr viel
älteren Stadt. Bereits in vorchristlicher
Zeit bestand hier eine Ansiedlung, in der
die Kelten die dort vorhandene Solequelle
nutzten. Die Salzgewinnung schuf den
Reichtum der ehemals freien Reichsstadt
und gab ihr auch ihren Namen. Aus der
berühmten Münzstätte der Stadt kam eine
Münze, die als „Häller“, später „Heller“
ihren Siegeszug über ganz Europa nahm.
Zurück
zur Michaelskirche: Die 1156 geweihte
Kirche war eine dreischiffige romanische
Basilika mit zwei Osttürmen, halbrunder
Apsis und einem wuchtigen Westturm. Von
diesem sind, auf der Briefmarke gut zu
erkennen, die vier unteren Geschosse bis
in unsere Zeit erhalten. In der
Turmvorhalle befindet sich eine
Michaelsstatue von 1290; eine weitere
Statue des Erzengels, mit Schwert und
Waage als Seelenwäger, steht außen an der
Südostecke des Chors: diese Skulptur von
Hans Beyscher, um 1520, ist auf dem
Berliner Ersttagsstempel abgebildet. – Die
Madonna mit Kind im gotischen Vierpaß,
dargestellt auf dem Bonner
Ersttagsstempel, kann ich zur Zeit nicht
zuordnen.
Von 1427 bis 1456 erfolgte der Neubau des
Langhauses als gotische Halle. Konrad von
Nürnberg und Nikolaus Eseler d. Ä. von
Alzey sind seine Baumeister. Als letzte
Baustufe folgte von 1494 bis 1527 der
Neubau des Chors, von Hans Schaub und
Konrad Haller. 1573 schließlich erhielt
der Turm seine achteckige Bekrönung mit
ihrem kuppelförmigen Abschluß. Die
majestätische Westfront mit ihrem in der
Mitte vorspringend angeordneten Turm wird
zusätzlich hervorgehoben durch die vom
Marktplatz aufsteigende riesige Freitreppe
mit ihren 53 Stufen; sie wurde zwischen
1507 und 1511 erbaut und dient seit 80
Jahren den Haller Freilichtspielen als
Bühne (s. auch Bildpostkarten der
Bundespost).
Das Innere gliedert sich, wie auch von
außen und auf der Marke gut zu sehen, in
das Langhaus und in den Chor. Wirkt das
erstere in seinen merkwürdigen
Maßverhältnissen gedrungen und unfrei, so
ist der jüngere Chor ein Meisterwerk der
späten Gotik, lichtdurchflutet und
befreiend, mit schlanken Pfeilern und
schmalen Seitenschiffen. Trotz ihrer
Verschiedenheit und des 50 Jahre
betragenden Unterschieds in der Bauzeit
sind sowohl das Langhaus wie der Chor
„parlerisch“ beeinflußt: der
Langhausmeister Konrad kam von der
Bauhütte der Nürnberger Frauenkirche, der
Meister Hans Schaub vom Bau der
Heilig-Kreuz-Kirche in Schwäbisch Gmünd,
dem schwäbischen Hauptwerk der Parler.
Das Kircheninnere besitzt eine reiche
Ausstattung; erwähnt sei der Hochaltar,
ein niederländisch geprägtes Werk um 1470
und das Chorgestühl von 1534, bereits eine
Schöpfung aus protestantischer Zeit; die
Reichsstadt hatte sich nämlich 1530 zur
Reformation bekannt, nachdem bereits 1525
Johannes Brenz (1499 bis 1570) das
Abendmahl unter beiderlei Gestalt
gespendet hatte. Auch in der Sakristei
finden wir einen an Riemenschneider
anklingenden Altar, den Michaelsaltar des
bereits oben genannten Hans Beyscher, um
1510. Zur Bewahrung dieser Ausstattung
schreibt Reclams Kunstführer: „Die
Bewahrung zahlreicher Stücke aus der
ursprünglichen Ausstattung wird der
pietätvollen Haltung des hallischen
Protestantismus verdankt“ – Gedanken an
einen wie auch immer gearteten Bildersturm
fanden in Hall also kein Echo. Der bereits
erwähnte Johannes Brenz hatte seinem
Landesherren, Herzog Ulrich, auf dem sog.
„Götzentag“ 1537 in Urach, bei dem es um
die Abschaffung der Bilder ging, den Rat
gegeben, diejenigen Bilder zu belassen,
die kein Ärgernis geben.
Hinzuweisen ist noch auf das Grabmal der
Familie Bonhoeffer auf der Nordseite des
Chors, der Ahnen des von den
Nationalsozialisten ermordeten Dietrich
Bonhoeffer.
GJT
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