St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie |
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Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.
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St. Gabriel,
eine starke
Sammlergemeinschaft |
Das Wunder von Dresden
Fünfundvierzig Jahre galt die Ruine
der Frauenkirche auf dem Dresdner
Neumarkt als das Mahnmahl gegen
Krieg, Leid und Zerstörung. Wie ein
warnender Finger zeigten die
verbliebenen Bruchstücke gegen den
Himmel, als wollten sie sagen:
„Vertraut auf Gott und nicht auf
Roß, Reiter oder Panzer!“ Zum
Zeichen des Friedens zündeten Ende
der 1980er Jahre Jugendliche aus den
verschiedenen Kirchen der Stadt
Kerzen alljährlich am 13. Februar
abends an der zerstörten
Frauenkirche an. Es war so etwas wie
eine Gegendemonstration zum
staatlich verordneten Gedenken an
die Zerstörung Dresdens durch
alliierte Bomber am Ende des Zweiten
Weltkrieges. War das Licht der
Kerzen auch schwach, so spendete es
doch Hoffnung und Zuversicht für die
Menschen in einer tristen und
bevormundeten Zeit.
An einen Wiederaufbau dachte in der
DDR niemand. Es fehlten einfach die
Baustoffe und das Geld in der
sächsischen Landeskirche. Vom
staatlichen Einverständnis und
Aufbauwillen ganz abzusehen. Doch
dann kam der Herbst 1989. Neue
Hoffnung keimte auf im Lande.
Schneller als von allen erwartet,
änderten sich die politischen
Verhältnisse in der DDR. Plötzlich
tauchte der Gedanke des
Wiederaufbaus der Frauenkirche auf.
Erst waren es Einzelne, die sich
daran machten, ein Wunder geschehen
zu lassen. Sie rechneten nicht
zuerst mit der ungeheuren
millionenfachen Bausumme, sondern
mit dem Willen der Dresdner, ihren
einstmals weltberühmten
Canalettoblick wiederzubekommen.
Spätestens als neben der Baustelle
die meterlangen Regale mit den aus
der Ruinenstätte geborgenen
Tausenden von Mauerstücken zu sehen
waren, lenkten die letzten Skeptiker
ein. Selbst die alte Turmuhr wurde
geborgen. Es gleicht einem
archäologischen Puzzlespiel, daß all
die gefundenen Mauerstücke wieder
ihren ursprünglichen Platz in der
neuen Frauenkirche gefunden haben.
Dabei folgten die Architekten beim
Wiederaufbau den Spuren des
legendären Ratszimmermeisters George
Bähr. Freilich unter Berücksichtung
neuester statischer Erkenntnisse und
der Bauphysik.
Was keiner beim ersten Spatenstich
zu den Enttrümmerungsarbeiten ahnte,
der Wiederaufbau wurde zum
deutschlandweiten und dann
weltweiten Medienereignis. Wohl
keiner anderen Kirche wurde dies wie
der Frauenkirche zuteil. Jeder
Bauabschnitt wurde mit Kameras
festgehalten und dokumentiert. Die
Faszination dieser Bilder zog Jung
und Alt in den Bann und trug wohl
wesentlich zu einer populären
Spendenbereitschaft bei. Selbst
eingefleischte Atheisten zeigten
sich beeindruckt vom sichtbarem
Baufortschritt im Zentrum Dresdens.
Seit 1996 zog die instand
gesetzte und wiedergeweihte
Unterkirche Besucher aus aller Welt
an. Sie war der Tip für
außergewöhnliche musikalische
Aufführungen. Ein ganz besonderer
Höhepunkt des Jahres 2000 war die
feierliche Übergabe des
Kuppelkreuzes der Frauenkirche. Das
über sieben Meter hohe Kuppelkreuz
fertigte ein englischer Kunstschmied
nach vorhandenen Originalvorlagen.
Mit
dem Abschluß der Bauarbeiten und der
Weihe der Frauenkirche am 30.
Oktober 2005 ist die wohl letzte
Wunde Dresdens geheilt. Narben
werden bleiben, sichtbar in den
dunkel aussehenden Trümmerstücken
aus der alten Frauenkirche, uns
immer mahnend, wie einst die Ruine.
Die neue Frauenkirche schließt aber
nicht nur eine architektonische
Lücke, sondern auch eine
theologische im weitestgehenden
Sinn. Befindet sich doch in
unmittelbarer Nähe die vor vielen
Jahren wiederaufgebaute katholische
Hofkirche. Und wer
von der Frauenkirche in Richtung
Carolabrücke geht, entdeckt dort die
2001 geweihte Synagoge. Mögen diese drei
Gotteshäuser zum Segen der Stadt
werden.
Albrecht Kalusche
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