St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Februar-GABRIEL 2005

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100 Jahre Berliner Dom

Mit seiner markanten Gestalt gehört der Berliner Dom zu den Publikumsmagneten der Bundeshauptstadt. Er wurde am 27. Februar 1905 eingeweiht. Zum hundertjährigen Bestehen dieses in der Stadtmitte nicht zu übersehenden Bauwerks erscheint am 10. Februar 2005 ein Sonderpostwertzeichen zu 95 c, dem neuen Porto für Kompaktbriefe. Auf einem Markenset-Umschlag für selbstklebende Postwertzeichen ist außer der Briefmarke ein weiteres Bild des Domes zu sehen. Der Ersttagsstempel Bonn stellt das Oberlicht in der Kuppel dar. In diesem Oberlicht befindet sich die Taube als Symbol des Heiligen Geistes. Diese ist im Ersttagsstempel Berlin abgebildet. Außerdem wird es neben den Ersttagsstempeln auch einen Sonderstempel geben.  Am 27. Februar 2005 hat der Dom einen Tag der offenen Tür. Unter vielem anderen veranstaltet hier der Verband der Berliner Philatelisten-Vereine e. V. im Dom eine Briefmarken-Werbeschau mit Sonderpoststelle, wo es selbstverständlich den Sonderstempel geben wird. Auf dieser Werbeschau werden meine Exponate „Martin Luther und die Reformation“ und „Die Evangelische Kirche in Berlin und Brandenburg“ zu sehen sein.

„100 Jahre Berliner Dom“ stimmt nicht so ganz, denn der heutige Dom hatte Vorgängerbauten. 1536 wurde die Dominikanerkirche (schwarzes Kloster) zum ersten Dom Berlins und zur Grablege der Hohenzollern geweiht (GABRIEL 2003, H. 2, S. 36 – 38) . Trotz einiger Umbauten war dieser Dom gegen Ende des 17. Jh. so baufällig, daß ein Neubau beschlossen wurde. Außerdem wurde der Platz, auf dem er stand, für die Schloßerweiterung gebraucht. Deswegen ließ Friedrich der Große den Dom 1747 abreißen und auf der Spreeinsel durch eine barocke Hof- und Domkirche ersetzen, die 1750 eingeweiht werden konnte. Der Architekt war Johann Boumann. Unter König Friedrich Wilhelm III. wurde dieser Bau von 1817 bis 1822 von Karl Friedrich Schinkel (Mi. Berlin 98) klassizistisch umgestaltet. 1893 wurde er abgerissen, um einem repräsentativen Neubau Platz zu machen.

Der heutige Berliner Dom  auf der Spreeinsel (bis 1710 Cölln an der Spree) wurde nach Plänen von Julius Carl Raschdorff 1894 – 1905 im Stil italienischer Renaissance als Hauptkirche des preußischen Protestantismus und als Hof- und Denkmalskirche der Hohenzollern errichtet. Der Vorgängerbau von Karl Friedrich Schinkel war Kaiser Wilhelm II. nicht prächtig genug. Deswegen ließ er ihn abreißen, denn Denkmalpflege war zu seiner Zeit noch unbekannt (GABRIEL 2003, H. 6+7, S. 153). Im Zweiten Weltkrieg wurde der Dom durch Bombenangriffe und Straßenkämpfe mehrfach und zum Teil erheblich beschädigt.

Nach dem Krieg setzten Witterungseinflüsse das Werk der Zerstörung fort; erst 1951 wurde über der eingestürzten Kuppel ein Notdach errichtet. Die Gottesdienste der Domgemeinde fanden in der notdürftig hergerichteten Gruftkirche statt. Nach langen Diskussionen über Abriß oder Wiederaufbau (Diskussionen, die es um das Berliner Schloß nicht gegeben hat) kam es 1974 zu einem Vertrag zwischen dem Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR und der Regierung, in dem die Kirche sich zu dem vom Staat aus Gründen der Stadtbildpflege gewünschten Wideraufbau des Domes verpflichtete. Finanziell profitierte die DDR davon, denn der ostdeutsche Kirchenbund wurde von der Evangelischen Kirche der Union (West), der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Bundesregierung mit 75 Mio. DM unterstützt,  die 1:1 in Ostgeld umgetauscht wurden. Sämtliche Baukosten fielen schließlich in Mark der DDR an.

Der aus schlesischem Granit errichtete Zentralbau hat eine 114 m lange Hauptachse und eine gewaltige Kuppel mit Laterne. Auf dieser wurde 1981 ein großes vergoldetes weithin sichtbares Kreuz verankert, dessen Spitze 98 m über dem Boden ist. Bis zu 4.500 Besucher finden im Dom Platz. Überraschend für eine evangelische Kirche ist die ungewöhnliche Prachtentfaltung: Gold und Marmor, Mosaik- und Glasgemälde, Säulen und Pilaster, Reliefs und die Statuen von acht wichtigen Persönlichkeiten der Reformation: Martin Luther, Philipp Melanchthon, Huldrych Zwingli, Johannes Calvin, Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen, Kurfürst Joachim II. von Brandenburg und Herzog Albrecht von Preußen. Die Hauptkuppel der Predigtkirche erhielt acht 39 m² große Mosaike mit Darstellungen der acht Seligpreisungen aus der Bergpredigt (Mt. 5, 1-12). Von ihnen wurden durch Kriegseinwirkungen sieben zerstört. Von 1998 bis 2002  wurden sie nach erhalten gebliebenen Vorlagen wiederhergestellt, so daß die Kuppel ihre ursprüngliche Ausstrahlung wieder gewann. Die fast hundert Sarkophage in der Hohenzollerngruft geben Auskunft über vier Jahrhunderte Grabkultur. Eine Sehenswürdigkeit anderer Art bietet das kaiserliche Treppenhaus zur Hofloge. Ein abschließender Rundblick über das Zentrum Berlins bis zur Siegessäule lohnt den Aufstieg zur Kuppel.

Seit der Wiedereröffnung am 6. Juni 1993 finden im Berliner Dom Gottesdienste, Vespern, Andachten und Konzerte statt. Die Tradition der Kirchenmusik wird gepflegt mit Aufführungen von Oratorien, Passionen und Requien. Auch „Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ von Hugo von Hofmannsthal wurde schon einige Male aufgeführt. Hierzu gab es 1996 einen Maschinenwerbestempel.

Der Berliner Dom liegt in der Zuständigkeit der Landeskirche und des Domkollegiums. Die Domgemeinde ist eine Personalgemeinde, der interessierte Mitglieder aus allen Kirchenkreisen angehören.

Insgesamt zählt der Berliner Dom jährlich 800.000 Besucher in Gottesdiensten, Konzerten, Sonderveranstaltungen, Führungen und Besichtigungen. Zu den Sonderveranstaltungen zählt zum Beispiel der Ökumenische Gottesdienst zum Gedenken an die Flutopfer in Südostasien, der unter großer Teilnahme führender Vertreter aus Kirche, Gesellschaft und Politik am 9. Januar 2004 um 15 Uhr stattfand und auch vom ARD-Fernsehen übertragen wurde.

JDA   

 Stand: 03.02.2005    © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.