St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Dezember-GABRIEL 2004

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1000 Jahre Abtei Grottaferrata und Tod des hl. Nilus von Rossano

Die Abtei Grottaferrata in der Nähe von Frascati in den Albaner Bergen war, nach einem Wort des Papstes Leo XIII. (1810 – 1903), eine Gemme aus dem Orient in der Tiara des Papstes. Sie ist das Zentrum des italienischen Zweigs der griechisch-katholischen Basilianermönche. Gegründet wurde sie im Jahr 1004 von dem heiligen Mönch und Einsiedler Nilus, der vor den Sarazenen aus Kalabrien (damals unter der Herrschaft des byzantinischen Reichs) geflüchtet war. Der Bau von Kloster und Kirche wurde von seinem Schüler Bartholomäus an der Stelle antiker Bauten und eines christlichen Oratoriums aus dem 5. Jh., das Crypta ferrata genannt wurde (daher der Name Grottaferrata), errichtet.

Schnell blühte die Abtei unter dem Wohlwollen von Papst und Kaiser auf, so daß 1025 bereits die Kirche geweiht werden konnte; im Kampf zwischen Rom und den Grafen von Tusculum erlitt die Abtei allerdings 1191 schwere Schäden.

In späterer Zeit wandelte Papst Martin V. (Papst 1417 – 1431) die Abtei in eine Kommende um, d.h. sie wurde eine Pfründe für nicht residierende Persönlichkeiten, zu denen u.a. Kardinal Giuliano della Rovere, der spätere Papst Julius II., gehörte. Unter Kardinal Francesco Barberini (1597-1679) wurde die Basilika barock ausgestattet, und ab 1754 erhielt die dreischiffige Basilika durchgehend eine spätbarocke Dekoration, in die bedeutende Reste der romanischen Malerei, vor allem das Mosaik des Triumphbogens, und Plastik einbezogen wurden. 1855 entstand ein Neubau von Fassade und Vorhalle, sehr gut auf der Marke zu sehen. Der Glockenturm wurde 1910 restauriert und erhielt so sein ursprüngliches romanisches Aussehen in etwa zurück. Kloster und Kirche dienen heute noch den Basilianern, deren Abtei seit 1869 wieder selbständig ist.

Neben dem schon erwähnten Triumphbogen ist auf den eingezogenen Chor hinzuweisen, in dem abendländische Formen in den Dienst der östlichen Idee der Ikonostase treten; diese ist in Grottaferrata zweistöckig wie eine barocke Kirchenfassade und birgt in ihrem Zentrum eine Madonnenikone des 10. Jh., die von zwei barocken Marmorengeln verehrt wird.

Der hl. Einsiedler Nilus (geboren 910 in Rossano in Kalabrien, gestorben am 26.9.1004 in Grottaferrata) spielte eine nicht geringe Rolle im Leben des Kaisers Otto III. Als Otto den Usurpator auf dem Papstthron, Johannes Philagathos (Johannes XVI.), einen früheren Vertrauten des Kaisers und seiner Mutter Theophanu, 998 absetzen, demütigen und verstümmeln ließ, war Nilus, um Gnade für seinen griechischen Landsmann bittend, eigens aus seiner Einsiedelei Serperi bei Gaeta nach Rom gekommen. Otto aber blieb hart, nicht so sehr aus eigenem Entschluß, sondern infolge der Unerbittlichkeit des rechtmäßigen Papstes Gregor V. Nilus war darob äußerst verärgert und sprach die Warnung aus: „Wenn ihr nicht dem Verzeihung gewährt, den Gott Euren Händen überantwortet hat, so wird Euch der himmlische Vater Eure Sünden nicht vergeben“. Nur ein Jahr später, im Frühjahr 999, besuchte Otto Nilus in seiner Einsiedelei und pilgerte barfüßig als Büßer zum Heiligtum des Erzengels Michael auf den Monte Gargano in Apulien, wobei die Gelehrten allerdings uneins sind, ob er dies aus einem Schuldgefühl gegenüber der Behandlung des Johannes Philagathos  heraus getan hat.

Neben der Abteikirche zeigt die italienische Briefmarke eine Ikone des Klosters, auf der der hl. Nilus von Rossano dargestellt wird. Die Post des Vatikanstaats hat zum gleichen Anlaß am 16. September 2004 eine Serie von fünf Bildpostkarten herausgegeben, die Einzelheiten einer im Kloster aufbewahrten wertvollen Stola für die griechisch-orthodoxe Liturgie, eines sogenannten Omphorions, aus dem 17. Jh. zeigen.

GJT

Stand: 01.05.2006        © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.