St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie |
Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.
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St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft |
Die
Zisterzienserinnen-Klosterkirche Mariä
Himmelfahrt in Alt-Brünn
Mit dieser Marke hat die tschechische
Post am 18. Februar 2004 erneut ein sehr
schönes Zisterzienser-Motiv
herausgegeben. Gezeigt wird die
Südostseite der Kirche, die auch zu den
bedeutendsten gotischen Backstein-Bauten
Böhmens vom 2. Viertel des 14. Jh.
gehört.
Kloster
und Kirche verdanken ihre Gründung der
Königin Elisabeth Richsa aus dem
schlesischen Geschlecht der Piasten, der
Witwe König Wenzels II. von Böhmen
(1278-1305). Die Königin hatte die
Kirche als ihre Grabstätte vorgesehen,
in der sie dann nach ihrem Tod im Jahre
1335 urkundlich "mitten in der Kirche
vor dem Kreuzaltar" bestattet wurde.
Zuvor wurde in ihr auch Heinrich von
Leipa (+1330), Förderer des Klosters und
Freund der Königin beigesetzt. Ansonsten
gibt es für die Zeit der Erbauung, die
auf Grund des Stilwandels in mehreren
Abschnitten verlaufen sein muß, keine
weiteren Angaben. Im 15. Jh. wurde die
Kirche wiederholt geplündert, 1467
teilweise zerstört und 1483 neu geweiht.
Die Kirche mit dem Grundriß ihres
Ostteils ist untypisch für die
Architektur der Zisterzienser. So zeigt
sich, daß die Königin den Bau wesentlich
beeinflußt hat. Das ca. 25 m lange
vierjochige Hauptschiff mit einer
West-Empore hat nur ein Seitenschiff an
der Südseite. An die quadratische
Vierung, seitlich mit je einem
zweijochigen Querschiffarm, schließt
nach Osten hin ein weiteres, aber
bedeutend kleineres Querschiff an,
dessen Arme nur ein Joch lang sind. Erst
dann folgt der Altarraum, und beidseitig
findet sich hinter einer kleinen
rechteckigen Verbindung eine
Seitenkapelle mit einem fünfseitigen
Schluß. Sie ragt z.B. in der Ansicht von
Südosten außen weiter hervor als das
kleinere Querschiff und verdeckt dieses.
Im Osten hat die Kirche ein fünfseitiges
Chorende.
Backsteine als Baumaterial wurden im
böhmisch-mährischen Raum im Mittelalter
nicht oft verwendet. Das Bild der Kirche
auf der Briefmarke zeigt, daß ihre
Außenwände gegliedert sind. Die
Süd-Fassade des Querschiffs hat z.B. ein
breites Portal, darüber ein großes
Fenster und Blendarkaden. Alle Fenster,
die im letzten Bauabschnitt gestaltet
wurden, zeichnen sich durch ihr reiches
Maßwerk aus.
Eine erstmals 1210 erwähnte Kirche Mariä
Himmelfahrt in Alt-Brünn (Stare Bmo)
bestand 1295 unter dem Patronat des
Prämonstratenserinnen-Klosters Kanitz.
Seit 1333 diente sie als Kapelle des von
der Königin Elisabeth gegründeten
Hospitals. Grabungen haben die
Grundmauern der alten Kirche freigelegt.
1322/23 stiftete die Königin in
unmittelbarer Nähe das
Zisterzienserinnen-Kloster, dessen Name
auch darauf Bezug nahm: Königin-Kloster
(monasterium reginae bzw. sala regia
oder aula regia). Der Name aula sanctae
Mariae (Maria-Saal) in der
Gründungs-Urkunde vom 01.06.1323 bezieht
sich auf die Patronin aller
Zisterzienser-Klöster. König Johann der
Blinde (1310-46), der die Reihe der
Luxemburger Könige in Böhmen eröffnete,
genehmigte 1323 die Gewinnung von
Bauholz in den königlichen Wäldern und
1327 die Verlegung von Wegen. Das
Kloster wurde 1619 aufgehoben, ein Jahr
danach wieder eröffnet. Endgültig wurde
das stark baufällige Kloster in der
josefinischen Ära 1782 geschlossen und
1783 den beschuhten Augustiner-Eremiten
von St. Thomas in der Stadt übergeben,
die dorthin übersiedelten. Die
Klosterkirche wurde Pfarrkirche.
Erwähnenswert ist, daß Gregor Mendel,
der Vater der Vererbungslehre, als
Novize 1843 in das Augustiner-Kloster
eintrat, 1847 die Priesterweihe empfing
und nach auswärtigen Aufenthalten 1868
Abt des Klosters wurde.
Literatur: Statistisches Handbuch der
Orden und Kongregationen der
katholischen Kirche in Österreich
(1911).- Ich danke P. Albert Urban
OCist. für einen Auszug aus: J. Kuthan -
Die mittelalterliche Baukunst der
Zisterzienser in Böhmen und Mähren.
Walter
Stephan
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