St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

Leseprobe aus dem November-GABRIEL 2003

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Die Abtei Nonantola

Langobardenführer Anselm gründete 751/52 die Benediktiner-Abtei als bedeutendes politisches und kulturelles Zentrum. Sie war dem hl. Papst Silvester geweiht, dessen Reliquien 756 schon hierher übertragen wurden. Viele Kirchen und Burgen erhielt sie als Schenkungen, nicht nur in der Emilia, sondern auch in der Lombardei. So entwickelte sie bedeutende Aktivitäten auch auf kultureller Ebene. In der Schreibstube kopierten die Mönche die alten griechisch-römischen Schriftsteller und tradierten sie so in unsere Zeit. Später entwickelte sich mit der Erfindung des Buchdrucks eine Druckerei, aus der u. a . ein römisches Brevier mit künstlerischen Illustrationen hervor ging; später wurden auch astronomische Themen behandelt.

Die Ungarn zerstörten 899 das Kloster, das man im 11. Jh. wieder aufbaute. Als Kulturstätte mit politischem Einfluss wurde es im 14. Jh. Zentrum reformatorischer Strömungen innerhalb der Kirche. 1449 wurde es Kommende. 1519 zogen Zisterzienser hier ein. Nach den napoleonischen Kriegen (1821) wurde das Kloster Teil der Diözese Modena und ihr Bischoftrug den Titel Abt von Nonantola. Der 1121 über einem vom Erdbeben zerstörten Vorgängerbau errichteten Kirche wurden im 17. und 18. Jh. Teile hinzu gefugt, die man bei Restaurierungen 1913-21 wieder abtrug, um das romanische Original weitgehend wieder herzustellen. Der Bau war dem Dom von Modena nachgebildet. Am Portal von Viligelmo und seinen Schülern sind bedeutende biblische Reliefs zu sehen. Die dreischiffige Kirche hat ein erhöhtes Presbyterium mit dem Mausoleum des hl. Silvester, geschmückt mit Darstellungen aus seinem Leben.

Die um 1500 zugeschüttete Krypta wurde mit ihren 92 Säulchen mit antiken Kapitellen auch 1913-­21 ausgegraben. Neben der Kirche ist ein Gebäude, das außer dem kleinen Seminar der Diözese eine Bibliothek und ein Archiv enthält mit wertvollen Codices, einem aus der Zeit Karls d. Gr. Daneben wird u. a. ein berühmtes Kreuzreliquiar aus dem 10. Jh. hier aufbewahrt.

Dr. Madeleine Stephan

Literatur: Gottardo/Gamba "Monasteri e Santuari d'Italia". Newton Compton, Roma 1994.

Stand: 20.04.2006        © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.