St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem September-GABRIEL 2003

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Die Kapelle Sancta Sanctorum in Rom


Am 19.10.2001 hat die italienische Post eine Gemäldemarke ausgegeben, die den „Thronenden Christus mit Engeln“ aus der Kapelle Sancta Sanctorum darstellt. Es handelt sich dabei um ein Fresko-Gemälde aus dem 13. Jh.: Christus sitzt auf einem massiven Thron, seine Rechte hat einen einladenden Gestus und in der Linken hält er einen Kreuzstab in Form eines Zepters. Zwei Engel schweben rechts und links des Thronsitzes.

Die Marke weist auf den Ort dieses Freskos hin: auf die Kapelle Sancta Sanctorum. Es handelt sich hier um die päpstliche Privatkapelle gegenüber der Lateranbasilika, die ja die eigentliche römische Bischofskirche des Papstes ist – nicht die Peterskirche, wie vielfach angenommen. Diese Kapelle befindet sich in dem gleichen Gebäude, in dem sich auch die Scala Santa, die „Heilige Treppe“ , befindet, die zur Zeit der Kaisermutter Helena aus Jerusalem nach Rom gebracht worden sein soll und nach der Überlieferung die Treppe des Palasts des römischen Statthalters Pontius Pilatus war. Das Kirchengebäude wurde am Ende des 16. Jh. von Domenico Fontana im Auftrag des Papstes Sixtus V. errichtet und steht an der Stelle des vormaligen Tricliniums, des Speisesaals des alten Lateranpalasts, von dem noch die Apsis an der Ostseite aus dem 8./9. Jh. erhalten ist.

Ihren Namen verdankt die Kapelle, die eigentlich dem hl. Laurentius geweiht ist (und die nur durch ein Außenfenster besichtigt werden kann), einerseits ihrem reichen Reliquienschatz, der in 28 spitzbogigen Tabernakeln aufbewahrt wird. Der zweite bedeutende Schatz ist ein im 6. oder 7. Jh. auf Holz gemaltes Bild Christi. Dieses Ikonenbild wurde schon im 8. Jh. in Rom als altes Palladium verehrt und in Prozessionen durch die Stadt geführt. Es wurde, wie zwei andere Christusbilder in Edessa und Konstantinopel um 600 als Acheiropoieton (nicht von Hand geschaffen) angesehen: mittelalterliche Legenden erzählen, daß die Apostel den Evangelisten Lukas, „der als Grieche ein guter Maler war“, damit beauftragt hätten, ein Portrait Christi zu malen. Das begonnene Bild sei aber nicht „durch Menschenwerk, sondern durch Gottes Eingreifen“ von selbst vollendet worden“*.

Diese Ikone war schon im 10. Jh. durch nächtliche Umzüge und kultische Handlungen bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Heute ist sie unter einer Silberverkleidung verborgen; allerdings geben Repliken, die im hohen Mittelalter von einigen Bistümern in Latium gemacht wurden, noch eine ungefähre Vorstellung ihres alten Aussehens.

*Die zitierten Stellen stammen aus einem Traktat des Nicolaus Maniacutius (12. Jh.)

Literatur: Hans Belting, Bild und Kult, München 1993.

GJT

Stand: 20.04.2006        © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.