St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Juni-GABRIEL 2002

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Die  Päpste und die Heiligen Jahre, Teil 6

Das  7. Heilige Jahr fand 1475 statt, nachdem Papst Paul II. (1464-1471) die Initiative ergriffen hatte, alle 25 Jahre ein Jubeljahr zu feiern, was sein  Nachfolger Sixtus IV., der von 1471 bis 1484 Papst war, in die Tat umsetzte. Mit diesem Papst Sixtus ist der Begriff der Sixtinischen Kapelle verbunden, denn er  war es, der dieses kunsthistorische Kleinod ab 1473 erbauen ließ. Ein weiteres Bauwerk Roms aus seiner Zeit ist die Sixtus-Brücke, die zu diesem Heiligen Jahr 1475 errichtet wurde.

So konnten die zur Petersbasilika strömenden Pilger den Hinweg über die Engelsbrücke  nehmen und über die Sixtus-Brücke an das linke Tiber-Ufer zurückkehren. Sixtus war auch ein bücherbegeisterter Papst und ernannte 1477 Bartolomeo Platina zum ersten Leiter der Vatikanischen Bibliothek.

Um die Attraktivität des Jubiläums-Ablasses zu steigern, hob Papst Sixtus IV. für die Zeit des Heiligen Jahres alle anderen vollkommenen Ablässe auf. Von Interesse für uns ist auch, dass - nach der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Gutenberg - die Einberufungsbulle gedruckt verbreitet wurde.

Unter  den berühmten Pilgern dieses Heiligen Jahres ragten König Christian I. von  Schweden und Dänemark, Herzog Johann von Sachsen, König Ferdinand von Neapel und die vormalige Königin Carola von Zypern hervor.

Zum  8. Heiligen Jahr 1500 unter Papst Alexander VI. (1492-1503) wurde ein uns heute  geläufiger Brauch eingeführt: die Öffnung der Heiligen Pforte der Petersbasilika und der Einzug des Papstes am Heiligen Abend des voraufgehenden Jahres durch diese Pforte: Symbol der Eröffnung des Jubeljahres. Gleichzeitig  wurden in den drei anderen Hauptkirchen (St. Johann im Lateran, Sta. Maria Maggiore, St. Paul vor den Mauern) die Heiligen Pforten durch Kardinallegaten geöffnet.

Alexander  VI. (Rodrigo Borgia) war ein prunkliebender Renaissance-Papst und als solcher  ein Förderer der Kunst. In diesem Jahr vollendete Michelangelo eines seiner größten Werke, die in der Petersbasilika aufgestellte Marmor-Pieta . Die negative Seite dieses Papsttums an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert war sein  sittlich-moralischer Verfall mit einem ungehemmten Nepotismus, der in dem  Streben nach Geld und Macht der leiblichen Kinder des Papstes, der Lucrezia und  des Cesare Borgia gipfelte bzw. seinen Tiefpunkt erreichte.

Der  berühmteste Rompilger dieses Heiligen Jahres war wohl Nikolaus Kopernikus, während der Ausbruch der Pest den Pilgerzustrom empfindlich bremste.

Es passt in das Bild dieses Papstes, dass auf der Suche nach höheren Einnahmen an den Heiligen Pforten Opferstöcke aufgestellt wurden, in die die Pilger einen Obolus einwerfen sollten. Das erweckte den Eindruck, dass der Erwerb des Jubiläumsablasses an eine Geld-Opfergabe gebunden ist - eine verhängnisvolle "Erfindung",  die im weiteren Verlauf nur 17 Jahre später in Deutschland mit zu einem Auslöser  der Reformation werden sollte.

Neben  den beiden Marken der Vatikanpost mit den Päpsten zeigen wir Michelangelos Pieta   (Vatikan Mi 451 und 453) und das Portrait des in Thorn geborenen Frauenburger Domherren und Astronomen Nikolaus Kopernikus (Gen.-Gouv. Mi 100). Unsere Leser  kennen die Sixtinische Kapelle aus zahlreichen Beiträgen, so dass sich eine Abbildung an dieser Stelle erübrigt.

GJT

Lit.:  Werner Chrobak, Heiliges Jahr 2000, Woher, Wohin, Echo-Verlag 1999.

Stand: 20.04.2006        © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.