St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Mai-GABRIEL 2002

Zurück

Der ungarische Krönungsmantel

Zum 73. Tag der Briefmarke in Ungarn und zur Internationalen Ausstellung Hunphilex 2000 in Budapest hat die ungarische Post zwei Briefmarken (18.5.2000) und einen Markenblock (18.8.2000) ausgegeben, die uns mit dem so genannten Krönungsmantel bekannt machen.

Der  Markenblock mit dem Nennwert 200 + 100 HUF zeigt den Block als Ganzes, während  die im Mai 2000 ausgegebenen Marken Ausschnitte daraus zeigen; die Ausgabe  dieser Werte stand weiterhin unter dem Motto “1000 Jahre ungarischer Staat";  zu diesem Ereignis wurden zwei Kleinbogen ausgegeben, die ebenfalls christliche Motive zeigen, auf die wir zurückkommen werden, wenn in diesem Jahr die Serie vervollständigt wird.

Zurück zum Krönungsmantel. Er selbst gibt Auskunft Über seine Entstehung und ursprüngliche Widmung durch  die auf ihm eingestickte Stiftungsinschrift: "Anno incarnationis Christi MXXXI  Indictione XIIII a Stephano Rege et Gisla Regina casula hec operata et data - ecclesiae sanctae Mariae sitae in Civitate Alba"; auf deutsch: "Im Jahr der  Menschwerdung Christi 1031, in der 14. Indikation, (wurde) von König Stephan  und der Königin Gisela diese Kasel angefertigt und der in der Weißen Stadt gelegenen Kirche der hl. Maria gestiftet".

Die genannte Weiße Stadt ist das ungarische Szekesfehervar, zu deutsch Stuhlweißenburg. Nach einer genauen Untersuchung des Mantels in den 1980er Jahren, der also ursprünglich  als kirchliches Messgewand gedacht war, konnte man eingehende Klarheit Über das verwendete Stickmuster und die Farben gewinnen. Das Rosetten-Muster des  teilweise nur stückweise erhaltenen Seidenstoffs konnte rekonstruiert werden,  und die Farbuntersuchung der Seidenfäden ergab, dass die heute verblichene  Seide früher in roter und grüner Farbe prangte.

Wie die  Widmungsinschrift beweist, stammt das Messgewand vom ungarischen Hof, wenn auch die Überlieferung, wonach die Königin Gisela mit eigener Hand zusammen mit den Nonnen aus Veszprem an den Stickarbeiten beteiligt gewesen sein soll, der frommen Legende entspringen dürfte. Die Stickerei beruht auf einer Technik, die  große Erfahrung voraussetzt und deren Ausführung für diese Arbeit geschulte  Kräfte verlangt Dinge, die nicht unbedingt von der Königin Gisela zu  erwarten sind. Die Stickerei des Messgewands gibt die bildliche Darstellung des  kirchlichen Te Deums wieder, des großen Dankgesangs der lateinischen Kirche.


Das Messgewand  wurde später zum Mantel umgearbeitet, am Brustteil aufgeschlitzt und der Saum gekürzt. Es wurde gleichzeitig mit dieser Umarbeitung an mehreren Stellen ausgebessert, zum Teil mit abgetrennten Stücken der Borte. Dies geschah vermutlich im 13. Jahrhundert.

Die beiden Briefmarken zeigen die Bilder der Stifter Königin Gisela (26 HUF) und des  heiligen Königs Stephan I. (28 HUF), die sich auf dem Krönungsmantel auf dem  unteren Saum, schräg rechts und links unterhalb der Figur des Thronenden Christus befinden.

* Die "Indiktion" entspricht einer mittelalterlichen Zeitrechnung, die auf einen altrömischen Steuerzyklus zurückgeht, der jeweils  15 Jahre umfasste und 3 v. Chr. begann. In unserem Fall ist zu rechnen:
3 + 1031 = 1034; 1034: 15 = 68, Rest 14; also 14. Indiktion. Die Angabe der Indiktion bis zum Ende des Alten Reichs 1806 diente vor allem zur Kontrolle einer Jahreszahlangabe.

GJT, nach Informationen der ungar. Post.

Stand: 20.04.2006        © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.