St. Gabriel,
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Der ungarische Krönungsmantel
Zum 73. Tag der Briefmarke in Ungarn und zur Internationalen Ausstellung
Hunphilex 2000 in Budapest hat die ungarische Post zwei Briefmarken (18.5.2000) und einen Markenblock (18.8.2000) ausgegeben, die uns mit dem so genannten Krönungsmantel bekannt machen.
Der Markenblock mit dem Nennwert 200 + 100 HUF zeigt den Block als Ganzes, während die im Mai 2000 ausgegebenen
Marken Ausschnitte daraus zeigen; die Ausgabe dieser Werte stand weiterhin unter dem Motto “1000 Jahre ungarischer Staat"; zu diesem Ereignis
wurden zwei Kleinbogen ausgegeben, die ebenfalls christliche Motive zeigen, auf die wir zurückkommen werden, wenn in diesem Jahr die Serie vervollständigt wird.
Zurück zum Krönungsmantel. Er selbst gibt Auskunft Über seine Entstehung und
ursprüngliche Widmung durch die auf ihm eingestickte Stiftungsinschrift: "Anno incarnationis Christi MXXXI Indictione XIIII a Stephano Rege et Gisla Regina casula
hec operata et data - ecclesiae sanctae Mariae sitae in Civitate Alba"; auf deutsch: "Im Jahr der Menschwerdung Christi 1031, in der 14. Indikation, (wurde)
von König Stephan und der Königin Gisela diese Kasel angefertigt und der in der Weißen Stadt gelegenen Kirche der hl. Maria gestiftet".
Die genannte Weiße Stadt ist das ungarische Szekesfehervar, zu deutsch
Stuhlweißenburg. Nach einer genauen Untersuchung des Mantels in den 1980er Jahren, der also ursprünglich als kirchliches
Messgewand gedacht war, konnte
man eingehende Klarheit Über das verwendete Stickmuster und die Farben gewinnen. Das Rosetten-Muster des teilweise nur stückweise erhaltenen
Seidenstoffs konnte rekonstruiert werden, und die Farbuntersuchung der Seidenfäden ergab,
dass die heute verblichene Seide früher in roter und grüner Farbe prangte.
Wie die Widmungsinschrift beweist, stammt das
Messgewand vom ungarischen
Hof, wenn auch die Überlieferung, wonach die Königin Gisela mit eigener Hand zusammen mit den Nonnen aus Veszprem an den Stickarbeiten beteiligt gewesen
sein soll, der frommen Legende entspringen dürfte. Die Stickerei beruht auf einer Technik, die große Erfahrung voraussetzt und deren Ausführung für diese Arbeit geschulte
Kräfte verlangt Dinge, die nicht unbedingt von der Königin Gisela zu erwarten sind. Die Stickerei des
Messgewands gibt die bildliche Darstellung des kirchlichen Te Deums wieder,
des großen Dankgesangs der lateinischen Kirche.
Das
Messgewand wurde später zum Mantel umgearbeitet, am Brustteil
aufgeschlitzt und der Saum gekürzt. Es wurde gleichzeitig mit dieser Umarbeitung an mehreren Stellen ausgebessert, zum Teil mit abgetrennten Stücken der Borte.
Dies geschah vermutlich im 13. Jahrhundert.
Die beiden Briefmarken zeigen die Bilder der Stifter Königin
Gisela (26 HUF) und des heiligen Königs Stephan I. (28 HUF), die sich auf dem Krönungsmantel auf dem unteren Saum, schräg rechts und links unterhalb der Figur des Thronenden
Christus befinden.
* Die "Indiktion" entspricht einer mittelalterlichen Zeitrechnung, die auf einen
altrömischen Steuerzyklus zurückgeht, der jeweils 15 Jahre
umfasste und 3 v. Chr. begann. In unserem Fall ist zu rechnen:
3 + 1031 = 1034; 1034: 15 = 68, Rest 14;
also 14. Indiktion. Die Angabe der Indiktion bis zum Ende des Alten Reichs 1806 diente vor allem zur Kontrolle einer Jahreszahlangabe.
GJT, nach Informationen der ungar. Post.
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