St. Gabriel,
Patron der
christlichen
Motivphilatelie

Sammlergilde St. Gabriel e. V.
Arbeitsgemeinschaft "Christliche Motive" im BDPh. e. V.

St. Gabriel, eine starke
Sammlergemeinschaft

Leseprobe aus dem Januar-GABRIEL 2002

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Die Schweizer Pro-Patria-Marken 2001

Die  diesjährige Ausgabe vom 9. Mai mit Zuschlägen für die Restauration bedeutender Kulturdenkmäler stellt drei uns besonders interessierende Bauwerke vor. Teilnehmer der Bodenseetreffen in Rorschach und Umgebung kennen das nicht zu übersehende Kornhaus am Hafen. Als barockes Wahrzeichen der Stadt, 1746-48 erbaut, ist es auf dem  Wert zu 90 + 40 Rappen zu sehen. Es gehörte der Abtei St. Gallen und diente der Getreideversorgung ihres Gebietes. Auf dem 2. Wert zu 90 + 40 Rappen ist das Bischofsschloss  von Leuk im Kanton Wallis (Palais) dargestellt. Der Ort war zunächst im Besitz der Abtei St.  Maurice und gehörte seit 1138 dem Bischof von Sitten (). Das romanische, 1254 erstmals urkundliche Schloss war Sitz des Verwalters. Es wurde nach seiner Zerstörung 1415 wieder errichtet und danach oft umgestaltet. Die alte  Bausubstanz ist im quadratischen Turm und in den Mauern mit Fenstern des 13. Jh.  erhalten. Der Ersttagsstempel zeigt die Spitze eines kleinen Seitenturms.

Die Zisterzienser-Abtei Hauterive im Kanton Fribourg auf dem Wert 70 + 35 Rappen ist eines der wenigen erhaltenen Bauwerke aus bernhardinischer Zeit und kunstgeschichtlich sehr bedeutend. Die Mönche haben hier seit 1939 die Tradition ihrer Vorgänger in dieser Region wieder aufgenommen. Im Vordergrund  gibt die Marke von Norden her gesehen die 1138 geweihte Abteikirche wieder. Einfach und klar gegliedert entspricht sie ganz den Vorstellungen Bernhards, wie sie heute nur noch in Fontenay/Frankreich und Bonmont im Kanton Waadt () sowie in der Ruine von Alvastra erhalten sind. Das niedrige Seitenschiff mit  Fenstern der 5 Joche und 4 äußeren Stützpfeilern erreicht nicht ganz das Dach des höheren Langhauses. über der Vierung erhebt sich der charakteristische Dachreiter vom Ende des 16. Jh. mit offenem Glockengaden aus Holz und einem hohen Spitzhelm. Gut erkennbar steht vorne links die von einem Fribourger Bürger  als Grabstätte für seine Familie gestiftete Nikolaus-Kapelle, die sich an den nördlichen Querschiffarm anlehnt. Zwei hohe Spitzbogenfenster sind zwischen den 3 Strebepfeilern der Nordwand erkennbar, während der ebenfalls mit  Strebepfeilern versehene Ostchor nur angedeutet ist. In seiner polygonalen Ausführung wird der Gegensatz zum gerade abgeschlossenen Chorende der Kirche besonders  deutlich.

An die Westfassade der Kirche grenzt ein Eckpavillon des Westflügels (1761-95) der  dreigeschossigen Klosterbauten im Süden der Kirche. Seit Abt Henri (1715-42) wurden sie barock umgebaut. Den Hintergrund der Marke bildet ein grünes Feld  mit dem Umriss eines Maßwerkfensters vom nördlichen Kreuzgang-Flügel.

An der nicht einsehbaren Westseite der Kirche stand ursprünglich eine Vorhalle, deren frühgotische Fassade  man um 1250 errichtete. Zwischen zwei hohen Strebepfeilern liegen über der Pforte drei schmale hohe Fenster unter der Rosette. Im Innern trennen je 5 Pfeiler die Seitenschiffe  mit quer gestelltem Spitztonnengewölbe vom breiten Mittelschiff. Die Spitztonne des Gewölbes ohne Gurte setzt sich ungegliedert in die Vierung fort. An der Ostseite der jeweils quadratischen Querhausarme liegen  2 Kapellen mit romanischen Tischaltären. Die innere Ausstattung ist über die  Jahrhunderte hinweg immer wieder umgestaltet und ergänzt worden. Die Veränderung  des romanischen Baus zeigt sich besonders an der Ostwand des Chors. Sie wird  fast vollständig von einem hohen prachtvollen sechsteiligen Maßwerkfenster eingenommen. Das hochgotische Meisterwerk wird oben mit einer Rosette abgeschlossen. Die erhaltenen Glasmalereien von 1322-28 konnten 1930/31 wieder eingesetzt werden. Links davor steht eine bemerkenswerte Marien-Statue aus dem 15. Jh.


Nach der Kirche ist der Kreuzgang der bedeutendste  mittelalterliche Bau, auf den hier nur kurz hingewiesen werden soll. Von den vier Flügeln mit spitzbogigen Kreuzrippen-Gewölben wurde nur der Südflügel erneuert. In den 5 Jochen der jeweiligen Flügel werden drei gleich hohe Rundbögen  auf Zwillingssäulen von einem Maßwerkfenster überlagert.

Die  Klosterstiftung, etwa 7 km von Fribourg entfernt, erfolgte zwischen 1131 und  1137. Von seinem ursprünglichen Ort verlegte man die Bauten bald an das linke  Saane-Ufer in eine Mäanderschleife. Am rechten Ufer erheben sich hohe Sandsteinfelsen. Die offizielle Gründung und Besiedlung erfolgte mit Abt Gerhard von der Abtei Charlieu in Burgund am 25.2.1138. Stiftungen des Gründers  Wilhelm von Gláne, der als Laienbruder 1143 starb, und die zahlreicher anderer Wohltäter ermöglichten die wirtschaftlich und kulturell gute Entwicklung seit  dem Ende des 12. Jh. Erhaltene Zeugnisse sind die wertvollen Handschriften, deren größter Teil heute Besitz der Kantons- und Universitätsbibliothek Fribourg ist. 1185 gründete Hauterive die Abtei Kappel am Albis im Kanton Zürich.

Das  Konventsmitglied Pierre de Pont wurde um 1218 Bischof von Belley. Seit 1261 gehörte  die Frauen-Abtei Maigrauge bei Fribourg zur Abtei Hauterive.

Nach der anhaltenden Blütezeit bis ins 14. Jh. brachten äußere Eingriffe und  Belastungen Rückschläge. Vom 17. Jh. an herrschte wieder normales klösterliches  Leben. Die Kantonsregierung schloss 1848 die Pforten der Abtei. Sie errichtete 1850 eine Landwirtschaftsschule im Kloster, an ihrer Stelle von 1859 bis 1940  ein Lehrer-Seminar.

Am Fest Mariae Himmelfahrt 1939 kehrte klösterliches Leben in die alten Mauern zurück.  Mönche aus der Abtei Mehrerau besiedelten sie und wurden tatkräftig unterstützt  vom Kanton und vom Bischof von Fribourg sowie von der Frauenabtei Maigrauge. Erster Prior war P. Dr. Sighard Kleiner, dem die Rückkehr der Zisterzienser  nach Hauterive besonders zu verdanken ist. Als zweiter Prior folgte 1950 P.  Bernhard Kaul, der von 1973 bis 1994 dann auch erster Abt war. In Baden/Aargau geboren, trat er im August 1939 als erster Novize und Bruder Bernhard ein. Als  sein Nachfolger und zweiter Abt folgte Mauro-Giuseppe Lepori.

Für  Besucher und zu Einkehrtagen steht ein Gästehaus zur Verfügung.

Dr. Walter Stephan

Stand: 20.04.2006        © by Sammlergilde St. Gabriel e. V.