Als um die
Mitte des 18. Jahrhunderts die
durchgehenden Postlinien durch den
Erbpostmeister Anselm Fürst von Thurn &
Taxis eingerichtet wurden, war Blieskastel
noch keine Residenz und hatte auch keine
Poststation. Die Boten und Postgänger des
Leyenschen Landes mussten den Weg nach
Zweibrücken oder Saarbrücken machen. Nach
mehrjährigen Bemühungen der Reichsgräfin
Marianne von der Leyen in Blieskastel
wurde dann 1787 in ihrer Residenzstadt
Blieskastel eine “Kaiserliche Reichs Thurn
& Taxis'sche Postexpedition” eingerichtet.
Posthalter wurde der Regierungsadvokat
Pauli, später dessen Frau bis 1793. Als
Vergütung für ihre Tätigkeit erhielten sie
den vierten Teil des aufkommenden
Briefportos.
Nach der französischen Revolution kam
Blieskastel 1798 zum Departement Saar und
umfasste die Meiereien Blieskastel,
Bliesmengen, Ensheim, Herbitzheim und St.
Ingbert. Durch den 1. Pariser Frieden (30.
Mai 1814) kam Blieskastel wie die meisten
linksrheinischen ehemals deutschen Gebiete
unter eine provisorische
Landes-Administrations-Kommission, die aus
K. K. Österreichischen und K. Bayerischen
Kommissaren bestand. 1816 nahm das
Königreich Bayern das Postwesen in der
Pfalz, zu der auch Blieskastel zählte, in
Besitz. Die Übernahme der Postexpedition
Blieskastel in den bayerischen Staat
erfolgte am 19. Mai 1816, die Umwandlung
in ein Postamt III. Klasse am 1. November
1898.
Blieskastel gehörte nach dem Versailler
Vertrag vom 28. Juni 1919 bis 1. März 1935
zum Saargebiet, danach wieder zu
Deutschland; nach dem 2. Weltkrieg und der
Aufnahme des Postverkehrs im Juli 1945
zunächst zur französischen Zone und von
1947 bis 1956 zum Saarland unter
französische Verwaltung und ab 1957 wieder
zu Deutschland.
Die Landzustellgänge der Kantonsboten,
später auch Landboten genannt, im Bliesgau
wurden in so genannte “Touren”
zusammengefasst. Man kannte die “Große
Tour”, die bliesabwärts bis Reinheim links
der Blies die Dörfer Seelbach, Aßweiler,
Biesingen, Erfweiler-Ehlingen, Wittersheim,
Bebelsheim, Bliesmengen, Bliesbolchen,
Reinheim, Habkirchen, Rubenheim,
Herbitzheim, Wolfersheim, Ballweiler und
Blickweiler erreichte.
Die “Kleine Tour” führte in die Orte
Mimbach, Breitfurt, und Bliesdalheim;
rechts der Blies, die “Gautour” in die
Dörfer Peppenkum, Riesweiler, Utweiler,
Medelsheim, Seyweiler, Walsheim,
Niedergailbach und Gersheim. Ommersheim,
Ensheim, Heckendalheim, Ormesheim und
Eschringen waren ein eigener Bezirk,
ebenso Alschbach, Lautzkirchen und
Niederwürzbach. Von Hornbach aus wurde den
heute zu Blieskastel gehörenden Orten
Altheim, Böckweiler, Brenschelbach und
Neualtheim zugestellt.
Interessant war die Tour nach Bierbach,
Webenheim und nach Blieskastel zurück. In
Bierbach wurde der Briefträger gegen ein
festgesetztes Fährgeld über die Blies
gesetzt, so dass er seinen Weg nach
Webenheim fortsetzen konnte.
Mit Einrichtung der Postkutschen- später
der Bahnpostverbindungen - wurden die
Landzustellgänge nach und nach kürzer und
der Bezirk entsprechend kleiner. Von dem
einst so großen Landzustellbezirk
Blieskastel war 1938 nur noch Blieskastel
und Mimbach übrig geblieben.